Der Islam als Teil der staatlich propagierten
nationalen Identität in Zentralasien
nationalen Identität in Zentralasien
von Mauren Himmelsbach
Mauren Himmelsbach studiert Kultur - und sozialanthropologie an der Universität Wien. Der unten wiedergegeben Text ist die stark gekürzte Fassung einer Semesterabschlussarbeit. Für die vorliegende Fassung wurden die Fußnoten, Zitate und die theoretischen Grundlagen entfernt. Mauren Himmelsbach weist die unten dargelegte Argumentation im Original überdies am Beispiel des staatlichen Zugriffs auf die zentralasiatische Schreinkultur (auf den sich auch der Titel "Küssen von Heiligtümern verboten" bezieht) empirisch nach. Auch auf die Wiedergabe dieses Teils haben wir verzichtet. Wir glauben, dass die unten gebotenen Fakten die These von einem auch staatlich propagierten Islam in Zentralasien ausreichend belegen. Es folgt also ein wissenschaftlich fundiertes Stück, das wichtige Aspekte der jüngeren Geschichte der Region mit Überlegungen zur Genese von Staaten verknüpft und in diesem Kontext die Rolle von Religion überprüft.
In Zentralasien bildeten sich mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 90er Jahre fünf neue unabhängige Nationalstaaten (Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgistan und Turkmenistan) nach den Prinzipien einer modernen säkularen Demokratie. Der Zusammenbruch der Sowjetunion war ein historisch einschneidendes Ereignis. Für manche kam es plötzlich, über Nacht, während andere schon Vorzeichen für diese Entwicklung wahrnahmen. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es zu einem allgemeinen Wiederaufleben religiöser Praxis in allen ehemals sowjetischen Gebieten. Die neu entstehenden Staaten legten und legen einen sehr starken Fokus auf nationale Identität und propagieren im Zuge dessen die lokalen Formen des Islam als nationale Tradition.