Dienstag, 30. Mai 2023

Auch der Globale Süden drängt ins All

Nur Indien und Iran können derzeit Cargo-Raketen ins All schießen. Doch die internationale Zusammenarbeit ist rege. Weshalb die Zahl der Weltraum-Nationen bald sprunghaft ansteigen könnte.

Im Frühjahr 2023 nannten über 80 Länder Satelliten ihr Eigen, die nun in der Erdumlaufbahn kreisen. Eine entsprechende, nach Startdaten geordnete Liste bei Wikipedia beginnt selbstverständlich mit dem historischen Start von Sputnik von 1957. Ihr – vorläufiges – Ende findet die Tabelle mit der Lancierung zweier albanischer Flugkörper, die in den USA gebaut und auch von dort gestartet worden sind.

Deutlich kleiner fällt die Liste der Länder aus, die selbst Satelliten fertigen und das Knowhow dazu besitzen. Und sehr überschaubar ist momentan die Zahl der Staaten, die über Raketen verfügen, mit denen sie aus eigener Kraft ins All vordringen können.

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Dienstag, 23. Mai 2023

Fundstücke CCCXXI

Venezuela: Zu dem sich abzeichnenden Citgo-Diebstahl durch die USA empfiehlt der MediaWatchBlog zwei deutschsprachige - amerika21 und Nachdenkseiten - Beiträge sowie zwei englischsprachige auf Telesur (1), (2). Der deutschsprachige Mainstream hat die Ohren in dieser Sache sowieso auf Durchzug... Amerika21 schreibt:

Mit drei Raffinerien und einem Netz von mehr als 4.000 Tankstellen in den USA hat Citgo im vergangenen Jahr einen Gewinn von 2,8 Milliarden US-Dollar erzielt und könnte mit 13 Milliarden Dollar bewertet werden. Caracas hat jedoch seit 2019 keine Einnahmen mehr erhalten, nachdem Washington die Selbstausrufung Guaidós zum "Interimspräsidenten" anerkannt und die Leitung von Citgo an einen Ad-hoc-Vorstand der Opposition übergeben hatte.
Doch die 2015 von der Opposition kontrollierte Nationalversammlung, die von der US-Kontrollbehörde für Auslandsvermögen als Verhandlungspartner in Venezuela anerkannt wurde, existiert seit 2020 nicht mehr. In der Zwischenzeit hat es schon längst Neuwahlen gegeben, die allerdings Nicolàs Maduro für sich entschieden hat. Mehrere US-Unternehmen, denen internationale Schiedsgerichte Entschädigungen zuerkannt haben, die von Caracas beglichen werden sollen, hoffen nun, auf diesem sehr zwielichten Weg an "ihr" Geld zu kommen.

MediaWatch ist sicher, dass dieser Vorgang vor allem in Peking sehr genau beobachtet wird.
Fazit: Alle Länder, die in den USA investiert sind, müssen nach der Pfeife von US-Konzernen und internationalen Schiedsgerichten tanzen, sonst wird "requiriert".

Mexikos Parlament debattiert eine grundlegende Änderung des ultralockeren mexikanischen Extraktionsregimes, und es will die Umweltgesetzgebung reformieren ... (naked capitalism). Die weiter nördlich fürchten um ihre Profite.
Derweil macht Amlo Symbolpolitik der ganz anderen Art und verkauft - wie im Wahlkampf versprochen - das präsidiale Flugzeug (sozusagen die mexikanische Airforce 1) nach Tadschikistan ... (SCMP). Die Boeing mit eingebautem Badezimmer sei eine Beleidigung für das Volk, ließ sich der mexikanische Präsident zitieren.

Zentralasien: Die Asia Times berichtet positiv über den aktuellen chinesisch-zentralasiatischen Gipfel

Indien macht sich bei der G20 unbeliebt, weil es einige der Treffen in völkerrechtlich umstrittenen oder gar umkämpften Regionen - etwa in Ladakh und  Kashmir - abhält (The Wire). So wichtig scheinen die G20 für Delhi also nicht zu sein...

Pakistan: Die beste Darstellung der aktuellen Krise nach der Verhaftung des ehemaligen pakistanischen Premierminister Imran Khan hat Gilbert Kolonko für das Overton-Magazin geschrieben.
Regierung und Behörden gehen zwischenzeitlich massiv mit Verhaftungen gegen Funktionäre von Khans Partei, der PTI.
Das Militär hat unterdes beschlossen, dass die militanten Demonstranten vom 9. Mai nach Armeerecht abgeurteilt werden. Kein Wunder, dass von einer erneuten Militärdiktatur die Rede ist (DAWN).
Beide Texte sind für Südasien-Interessierte Pflicht.

Myanmar: Die Asia Times meldet einen zunehmenden Strom von Kleinwaffen für verschiedene Rebellengruppen auch im Inneren des Landes. Der Bericht ist ausführlich und schildert, wie sich der Bürgerkrieg in den letzten beiden Jahren militärisch verändert hat - zugunsten der zahllosen Widerstandsgruppen, denen jedoch Koordination und Führung abgeht.

Westasien: The Cradle berichtet von verstärkten Bemühungen, eine Eisenbahnlinie zwischen dem Iran und Syrien zu bauen.

Syrien-Türkei: Wasser ist knapp und ein oft übersehenes Problem im Syrien-Konflikt. Die Türkei hat in den letzten Jahren Syrien mittels Staudämmen an Euphrat und Tigris völlig ungestraft das Wasser abgegraben. The Cradle (2) untersucht die Bemühungen um eine friedliche Lösung der Mangelsituation.

Syrien-USA: Nach Recherchen von The Cradle (3) verhandeln Washington und Damaskus hinter verschlossenen Türen im Oman direkt miteinander.

Russland und Iran wollen den International North-South Transport Corricor (INSTC) fertigstellen und 162 Kilometer Bahnlinie im Nordwesten des Iran bauen (PressTV).
Moskau leiht Teheran dafür 1,3 Mrd. Euro....

Jemen: Die von den Houthis geführte Regierung hat einen Erdöl-Explorationsvertrag mit China abgeschlossen (Oilprice.com)

Libyen: Eine schockige Schlagzeile bietet The Grayzone unter Berufung auf die Vereinten Nationen: "Enslavement of African migrants ‘big business’ in Libya thanks to EU funding"....
Der Text bietet einige kaum bekannte Hintergründe.

DR Kongo: Russland will in Kinshasa künftig LKWs zusammenbauen lassen (RT.com) 

Wirtschaft: China und Ecuador haben gerade ein Freihandelsabkommen geschlossen, Russland und Indien verhandeln gerade eines.

Klimaüberhitzung: Der Fortschritt ist eine Schnecke... In den nächsten Jahren könnten zwischen 170 und 270 Gigawatt an neuen Kohlekraftwerken ans Netz gehen (natur.de). Mitte 2022 waren jedoch noch 476 Gigawatt geplant....

Entwicklungshilfe:
EU: Telepolis stellt fest, dass die Entwicklungshilfe-Gelder der Union "zunehmend in Europa bleiben".
Dazu passt: Beim Forschungsinstitut IDOS ist man der Meinung, dass Europäische Entwicklungs- und Geopolitik kein Widerspruch sind sondern vielmehr zusammengehören...
Deutschland: In das gleiche Horn stößt Stephan Klingebiel vom IDOS und wünscht sich angesichts "Zeitenwende" und China-Konfrontation eine gezieltere Verwendung der deutschen ODA.
Schweiz: In dem Alpenland gibt man derzeit mehr Hilfe für die Ukraine, während die Entwicklungsländer weniger bekommen.

Donnerstag, 18. Mai 2023

Krieg im Sudan - erste Verhandlungen

Noch hat sich der Staub um die kürzlich ausgebrochenen Kämpfe im Sudan nicht gelegt. Doch ist bereits zu erkennen, dass zumindest die USA und Ägypten eindeutig Position bezogen haben. Erste direkte Gespräche zwischen den Konfliktparteien finden in Saudi-Arabien statt. Doch was muss passieren, damit die auch den ersehnten Frieden bringen?

Nachdem die ausländischen wirtschafts- und machtpolitischen Interessen nun auch im Mainstream nur oberflächlich dargestellt wurden (ARD), ist es geboten, auf einige wesentliche Details hinzuweisen: 

Zunächst sind die „Schnellen Unterstützungskräfte“ (Rapid Support Forces, RSF) weniger schwach als angenommen. Militärisch gesehen, handelt sich um eine veritable Armee, der zwar eine Luftwaffe fehlt, die den regulären Streitkräften (Sudan Armed Forces, SAF) zahlenmäßig jedoch überlegen ist. As’ad AbuKhalil weist darauf hin, dass moderne Waffen in den Sudan strömen, seit die USA die Militärregierung 2019 von ihrer Terrorliste gestrichen haben. Im Gegenzug hätten beide jetzt im Konflikt stehende Seiten ihre Beziehungen zu Israel normalisiert.

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Das Feature der Redaktion anlässlich des Ausbruchs der Feindseligkeiten finden Sie / findet ihr hier...

Mittwoch, 17. Mai 2023

Zwischenruf: Eine über 800 Jahre alte Dynastie

Dass die Benin-Bronzen nach nigerianischer Auffassung dem Oba von Benin gehören, war offensichtlich niemandem hierzulande so recht bewusst - trotz einer ganzen Reihe von Kontakten

Mit diesem Unwissen ist eine weitere Eselei verknüpft - nämlich die, König Ewuare II, den Abkömmling einer über 800 Jahre alten Dynastie für einen "Privatmann" zu halten. König Charles ist das auch nicht (und dass er seine geklauten Diamanten vor den Augen der Weltöffentlichkeit tragen darf, ist der Beweis). 

Und wer über die unzähligen politisch-ökonomisch-kulturellen Mehrfachstrukturen (traditionelle Herrscher, religiöse Machtstrukturen, staatliche Organe) in Afrika weiß, weiß auch, dass die Objekte sicher nicht in irgendeinem Keller verschwinden werden. 

Denn sie mehren das Ansehen des nigerianischen Königshauses ungemein. Das können sie aber nur dann tun, wenn der Oba der Öffentlichkeit auch Zugang gewährt, damit und die Bewunderung für das Geschlecht und die Werke manifest werden kann:

 Das britische Empire macht es letztlich genauso. Von staatlichen Museen kann keine Rede sein.....

Dienstag, 2. Mai 2023

Lithium-OPEC voraus?

Alle reden von der Entdollarisierung, dabei sind die physischen und politischen Aspekte der Rohstoffmärkte mindestens ebenso ausschlaggebend für die wirtschaftliche Zukunft der Menschheit. Welche Voraussetzungen bieten die Lithiummärkte für das Gelingen der viel beschworenen Energiewende?

Ohne bezahlbare Speichertechnologien wird die Energiewende scheitern, und der wichtigste Rohstoff für leistungsfähige Batterien ist das Leichtmetall Lithium. Nach zwischenzeitlich stark gesunkenen Preisen steigt derzeit eine regelrechte Lithium Rally: Im März 2022 kostete Lithiumkarbonat 75.400 bis 77.500 US-Dollar pro Tonne und Lithiumhydroxid erzielte 64.000 – 73.300 US-Dollar pro Tonne. So kann es nicht verwundern, dass die Presse Bundeskanzler Olaf Scholz anlässlich seiner Lateinamerikareise Ende Januar aufforderte, eine Aufholjagd bei der Beschaffung der strategischen Ressource zu starten. 

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Montag, 24. April 2023

Schon wieder Krieg im Sudan

Die kürzlich ausgebrochenen Feindseligkeiten im Sudan sind wahrscheinlich der Auftakt für einen neuen, langen und blutigen Bürger- und Stellvertreterkrieg in einer der elendsten Hungerregionen der Welt. Über 14 Millionen Menschen im Sudan sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Obwohl der Konflikt derzeit noch kein typischer Stellvertreterkrieg ist, wird von verschiedensten Seiten enormer Druck auf das Land  ausgeübt. Vermehrte Einmischungen von außen werden wohl kaum lange auf sich warten lassen.
 
Mitte April sind im Sudan schwere Kämpfe ausgebrochen, bei denen Panzer und Kampfflugzeuge eingesetzt werden. Die Konfliktparteien sind die regulären Streitkräfte auf der einen und die 'Schnellen Unterstützungskräften' (Rapid Support Forces, RSF) auf der anderen Seite. Letztere waren nach dem jüngsten Militärputsch 2021 legalisiert worden. Beide Konfliktparteien hatten seitdem gemeinsam regiert. Zuletzt war es darum gegangen, die RSF in die reguläre Armee zu integrieren, was deren militärische Möglichkeiten wohl deutlich gemindert hätte. Es kam zum Konflikt, der schließlich in offene Feindseligkeiten mündete.
 

Montag, 17. April 2023

Fundstücke CCCXX

Lateinamerika wird von den Multis maßgeblich auch mit Hilfe von internationalen Schiedsgerichten ausgeplündert. "Von sechs bekannten Fällen im Jahr 1996 ist die Zahl bis heute auf 1.190 angestiegen. In diesem Zeitraum wurden Staaten auf dem Subkontinent zur Zahlung von insgesamt 33,638 Milliarden Dollar verurteilt", schreibt amerika21. Und bei solchen Urteilen geht es ja nicht nur ums Geld, sondern auch darum, Politik zu verhindern, die eigene Entwicklungswege ermöglichen könnte und statt dessen Abhängigkeiten aufrecht zu erhalten - vor allem im extraktiven Sektor.

Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva war in Peking. Diesem Ereignis hat die Global Times ein Editorial gewidmet. Auch eine Zusammenfassung der Ergebnisse bietet die GT. In seiner Entourage sind übrigens 39 Parlamentsabgeordnete, der Senatspräsident und über 200 UnternehmerInnen mitgeflogen. Spannend ist der Vergleich zum Bericht in Telesur.

Kolumbien: Der Zugang zu Justiz (und gar zu Wiedergutmachung) wird zur Chimäre für die Opfer des Cerrejón Kohleabbaugebiets in La Guajira. So steht es im vierteljährlichen Update des Business & Human Rights Resource Centre.
Auch Deutschland bezieht Steinkohle aus der Region. War da nicht was mit Lieferkettengesetz und so? Oder verfügen die deutschen Stromversorger über so geringe Personalstärken, dass sie nicht unter diese Regelung fallen?


Venezuela: Seit Monaten läuft in Caracas eine Kampagne gegen Korruption (amerika21).

Sri Lanka: Die Geier(fonds) warten ... (Phenomenal World).

Afghanistan: Wer wissen möchte, gegen wen der IS in Kabul kämpft (im Umkehrschluss also auch für wen), sollte diesen Bericht von Bloomberg /Al Arabya aufmerksam lesen: "ISIS threatening to attack China, India, Iran embassies in Afghanistan". Hat tip M.K. Bhadrakumar.
China hat ein 11-Punkte-Papier zu Afghanistan veröffentlicht (Global Times), dass als Leitplanke für ein deutlich verstärktes Engagement Pekings am Hindukusch dienen soll.
In Samarkand haben sich die AußenministerInnen von China, Iran, Pakistan und Russlandgetroffen, um sich in Bezug auf Afghanistan abzustimmen (The Cradle).
Laut Angaben von Kabul Now ist die chinesische Firma Gochin bereit, zehn Milliarden US-Dollar in die Ausbeutung afghanischer Lithium-Vorkommen zu investieren und 120.000 Jobs zu schaffen.

Israel/Palästina: Der MediaWatchBlog trauert mit der Jüdischen Stimme um Clemens Messerschmid. Hier Beiträge des Wasserexperten für die Rosa-Luxemburg-Stiftung und ein längerer Film bei Youtube über die Methoden mit denen Israel PalästinerInnen den Zugang zu ihrem Wasser systematisch verweigert

Irak: Premierminister Muhammad Shia al-Sudani regiert seit einem halben Jahr in Bagdad. The Cradle bietet ein vergleichsweise optimistisches und interessantes Porträt des Mannes, verbunden mit Einblicken in die aktuelle Lage im Zweistromland, das immer noch unter den Kriegsfolgen und der us-amerikanischen Kuratel leidet.

Tunesien: Präsident Kais Saied lehnt die Konditionen für einen 1,9 Mrd. US-Dollar Kredit des Internationalen Währungsfonds ab (Reuters, hat tip RT). Die von den Bankern aus Washington D.C. verlangten Subventionskürzungen könnten öffentliche Unruhen nach sich ziehen - das sei inakzeptabel.

Nigeria/Sahel: Einen guten Überblick über die Konflikte im frankophonen Sahel und angrenzenden Regionen bietet naked capitalism. Dazu passt:

Burkina Faso: Die Junta in Ouagadougou hat die Ausstrahlung von France24 ausgesetzt, nachdem der Sender ein Interview mit einem Jihadisten ausgestrahlt hatte (SCMP).

Russland hat afrikanischen Ländern insgesamt mittlerweile 20 Mrd. US-Dollar bilaterale Schulden erlassen (TASS). 

Atomwaffen: Ein heißes Eisen, das in der Westpresse scheint's niemand anzufassen wagt, interessiert die South China Morning Post (und ein kanadischer Gastautor südasiatischer Herkunft hat diesen Hintergrund geschrieben): Wie steht es um die (durchaus mögliche) weitere Verbreitung von Atomwaffen, welche Länder wollen sie und wie sähen die Konsequenzen aus

Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock war auf Dienstreise in China. Der MediaWatchBlog schlägt vor, einmal nachzulesen, wie der Antrittsbesuch in Peking beurteilt wird (Global Times). Die SCMP zitiert den chinesischen Außenminister Li Quan mit der Aufforderung, Deutschland möge eine Konfrontation vermeiden. Baerbocks Einlassungen haben eine rege Diskussion unter den LeserInnen des Blattes ausgelöst, das übrigens dem Milliardär Jack Ma gehört. 

P.S.: Wer weiß eigentlich, was der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon so macht? Nun, er leitet das "Boao-Forum for Asia" eine Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum. Hat tip Pepe Escobar.