Viele Lücken...
Wer diesen Blog aufmerksam liest oder gezielt nach bestimmten Stichworten durchsucht, wird feststellen, dass zum Beispiel der Konflikt in Tibet praktisch nicht vorkommt. Nur einige Hinweise auf die Politik des Dalai Lama waren bisher zu lesen.
Das liegt nicht daran, dass MediaWatch diesbezügliche Nachrichten nicht erhält. Selbstverständlich ist klar, dass Peking in dem Hochland eine nennenswerte Blutschuld auf sich geladen und die natürlichen Ressourcen der Provinz (vor allem Holz) rücksichtslos ausgebeutet hat. Es soll allerdings auch nicht unerwähnt bleiben, dass die meisten TibeterInnen ohne die Intervention Chinas heute noch in einem mittelalterlichen Gottesstaat leben würden.
...sind kein Zufall
Diese Zurückhaltung bei einer Reihe von Themen hat vor allem damit zu tun, dass MediaWatch sich als (ein kleiner) Teil von Gegenöffentlichkeit versteht. Daher sieht sich die Redaktion vor allem dazu berufen, unseren eigenen Eliten im Westen auf die Finger zu gucken. Und deshalb ist es auch wesentlich wahrscheinlicher, im MediaWatchBlog eine Kritik der hiesigen Politik gegenüber China oder eine Kritik der Berichterstattung über China zu finden (oder Meldungen über Entwicklungsfortschritte in dem riesigen Land) als Kritik an der chinesischen Regierung.
Es gibt eine ganze Reihe weiterer Lücken, die oft bewusst gewählt sind: So ist die Berichterstattung über Indigene praktisch nicht vorhanden. Das liegt daran, dass der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesamtentwicklung der Vorrang vor dem Schicksal einzelner ethnischer oder religiöser Gruppen eingeräumt wird. Natürlich wird etwa auch über den Widerstand zum Beispiel gegen Großstaudämme berichtet - doch stehen dabei Menschenrechtsverletzungen im Vordergrund oder die Frage ob der Einsatz einer Technologie (gesellschaftlich oder ökonomisch) sinnvoll ist - nicht jedoch die Kritik an einer Technologie, weil sie "groß" oder "gefährlich" ist.
Auch Umwelt- und Klimafragen sind unterbelichtet: Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass nur Menschen, deren Grundbedürfnisse befriedigt sind, überhaupt die Möglichkeit haben, sich aktiv und ganzheitlich für die Erhaltung ihrer natürlichen Lebensgrundlagen einzusetzen. Jemand, dem es schlecht geht, wird eine Bergbaulizenz für einen Apfel und ein Ei und ohne Umweltauflagen verkaufen. Deshalb tauchen diese Themen ebenfalls fast ausschließlich in Form von Kritik an westlichen Konzernen oder Regierungen auf. Bei anderen Themen - etwa beim fairen Handel - liegen Positionierungen vor, die weitere Erklärungen überflüssig machen.
Zur Verwendung von Quellen
Eine ganze Reihe Quellen, auf die sich der MediaWatchBlog stützt, berichten tendenziös. Dennoch werden sie (wie etwa das iranische Press TV oder die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua) selbstverständlich als Quelle verwendet und nicht ausdrücklich hinterfragt.
Eine Wahrheit, die sich als nachvollziehbarer Erzählstrang aus den unterschiedlichen Nachrichten destillieren ließe, existiert nicht, nie. Das gilt sowohl für die Hubschrauberperspektive aus dem Internet wie auch für Recherchen vor Ort. Die "ganze Wahrheit" widerzugeben, wäre viel zu komplex. Also bleibt schon den Betrachtenden - und wieviel mehr erst den Berichterstattenden - nur übrig, auszuwählen, welche Aspekte ihnen bedeutsam erscheinen. Natürlich gibt es Leitplanken und Richtlinien: So sind Geschehnisse immer um ein vielfaches bedeutsamer als Aussagen. Auch sind etwaige, sich bei der Recherche ergebende Widersprüche oft kein Versagen des Berichterstatters, sondern sie weisen in aller Regel auf Interessenkonflikte hin.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Berichterstattung in Deutschland keinesfalls "objektiv" und nicht wesentlich glaubwürdiger als anderswo ist - Länder wie Nordkorea, Weißrussland und Togo u.ä. vielleicht einmal ausgenommen. Aus den Sichtweisen, die entstehen - vor allem, wenn sich eine bestimmte Version einer Story unter den Bedingungen von Pressefreiheit allgemein durchsetzt - lässt sich oft eher auf die Interessen der Berichtenden (respektive ihrer Auftraggeber) schließen, als auf die "Wahrheit".
Um aber die verschiedenen Interessen herausarbeiten zu können, braucht man unbedingt eine zweite Meinung, eine andere Auffassung und Sichtweise, die dann meist auch zusätzliche Informationen bietet. Erst diese macht den Crosscheck oft überhaupt möglich. Diese meist gegensätzliche Sichtweise ist dringend nötig, will man nicht völlig schutzlos der Version der im eigenen Land (und in der eigenen Sprache) dominierenden Medien ausgesetzt sein. Im Übrigen sind Sie/seid Ihr jederzeit aufgefordert, die Geschehnisse selber kritisch zu begleiten und die Redaktion ggf. auf Fehler hinzuweisen.
Zum Umgang mit Fremdsprachen
Der Titel des Blogs ist Englisch und zudem tauchen im Blog immer wieder englischsprachige Zitate und Links auf. Die postings einiger AutorInnen und manche Zitate sind komplett in Englisch gehalten. Warum ist das so?
Wer diesen Blog aufmerksam liest oder gezielt nach bestimmten Stichworten durchsucht, wird feststellen, dass zum Beispiel der Konflikt in Tibet praktisch nicht vorkommt. Nur einige Hinweise auf die Politik des Dalai Lama waren bisher zu lesen.
Das liegt nicht daran, dass MediaWatch diesbezügliche Nachrichten nicht erhält. Selbstverständlich ist klar, dass Peking in dem Hochland eine nennenswerte Blutschuld auf sich geladen und die natürlichen Ressourcen der Provinz (vor allem Holz) rücksichtslos ausgebeutet hat. Es soll allerdings auch nicht unerwähnt bleiben, dass die meisten TibeterInnen ohne die Intervention Chinas heute noch in einem mittelalterlichen Gottesstaat leben würden.
...sind kein Zufall
Diese Zurückhaltung bei einer Reihe von Themen hat vor allem damit zu tun, dass MediaWatch sich als (ein kleiner) Teil von Gegenöffentlichkeit versteht. Daher sieht sich die Redaktion vor allem dazu berufen, unseren eigenen Eliten im Westen auf die Finger zu gucken. Und deshalb ist es auch wesentlich wahrscheinlicher, im MediaWatchBlog eine Kritik der hiesigen Politik gegenüber China oder eine Kritik der Berichterstattung über China zu finden (oder Meldungen über Entwicklungsfortschritte in dem riesigen Land) als Kritik an der chinesischen Regierung.
Es gibt eine ganze Reihe weiterer Lücken, die oft bewusst gewählt sind: So ist die Berichterstattung über Indigene praktisch nicht vorhanden. Das liegt daran, dass der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesamtentwicklung der Vorrang vor dem Schicksal einzelner ethnischer oder religiöser Gruppen eingeräumt wird. Natürlich wird etwa auch über den Widerstand zum Beispiel gegen Großstaudämme berichtet - doch stehen dabei Menschenrechtsverletzungen im Vordergrund oder die Frage ob der Einsatz einer Technologie (gesellschaftlich oder ökonomisch) sinnvoll ist - nicht jedoch die Kritik an einer Technologie, weil sie "groß" oder "gefährlich" ist.
Auch Umwelt- und Klimafragen sind unterbelichtet: Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass nur Menschen, deren Grundbedürfnisse befriedigt sind, überhaupt die Möglichkeit haben, sich aktiv und ganzheitlich für die Erhaltung ihrer natürlichen Lebensgrundlagen einzusetzen. Jemand, dem es schlecht geht, wird eine Bergbaulizenz für einen Apfel und ein Ei und ohne Umweltauflagen verkaufen. Deshalb tauchen diese Themen ebenfalls fast ausschließlich in Form von Kritik an westlichen Konzernen oder Regierungen auf. Bei anderen Themen - etwa beim fairen Handel - liegen Positionierungen vor, die weitere Erklärungen überflüssig machen.
Zur Verwendung von Quellen
Eine ganze Reihe Quellen, auf die sich der MediaWatchBlog stützt, berichten tendenziös. Dennoch werden sie (wie etwa das iranische Press TV oder die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua) selbstverständlich als Quelle verwendet und nicht ausdrücklich hinterfragt.
Eine Wahrheit, die sich als nachvollziehbarer Erzählstrang aus den unterschiedlichen Nachrichten destillieren ließe, existiert nicht, nie. Das gilt sowohl für die Hubschrauberperspektive aus dem Internet wie auch für Recherchen vor Ort. Die "ganze Wahrheit" widerzugeben, wäre viel zu komplex. Also bleibt schon den Betrachtenden - und wieviel mehr erst den Berichterstattenden - nur übrig, auszuwählen, welche Aspekte ihnen bedeutsam erscheinen. Natürlich gibt es Leitplanken und Richtlinien: So sind Geschehnisse immer um ein vielfaches bedeutsamer als Aussagen. Auch sind etwaige, sich bei der Recherche ergebende Widersprüche oft kein Versagen des Berichterstatters, sondern sie weisen in aller Regel auf Interessenkonflikte hin.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Berichterstattung in Deutschland keinesfalls "objektiv" und nicht wesentlich glaubwürdiger als anderswo ist - Länder wie Nordkorea, Weißrussland und Togo u.ä. vielleicht einmal ausgenommen. Aus den Sichtweisen, die entstehen - vor allem, wenn sich eine bestimmte Version einer Story unter den Bedingungen von Pressefreiheit allgemein durchsetzt - lässt sich oft eher auf die Interessen der Berichtenden (respektive ihrer Auftraggeber) schließen, als auf die "Wahrheit".
Um aber die verschiedenen Interessen herausarbeiten zu können, braucht man unbedingt eine zweite Meinung, eine andere Auffassung und Sichtweise, die dann meist auch zusätzliche Informationen bietet. Erst diese macht den Crosscheck oft überhaupt möglich. Diese meist gegensätzliche Sichtweise ist dringend nötig, will man nicht völlig schutzlos der Version der im eigenen Land (und in der eigenen Sprache) dominierenden Medien ausgesetzt sein. Im Übrigen sind Sie/seid Ihr jederzeit aufgefordert, die Geschehnisse selber kritisch zu begleiten und die Redaktion ggf. auf Fehler hinzuweisen.
Zum Umgang mit Fremdsprachen
Der Titel des Blogs ist Englisch und zudem tauchen im Blog immer wieder englischsprachige Zitate und Links auf. Die postings einiger AutorInnen und manche Zitate sind komplett in Englisch gehalten. Warum ist das so?
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Viele Dinge würden der Aufmerksamkeit schlichtweg entgehen, wenn man auf
Webinhalte in Englisch verzichten würde (nicht zu verwechseln mit Websites
aus dem angelsächsischen Sprachraum).
- Alles zu übersetzen, ist einfach zu viel Arbeit, da diese nicht bezahlt wird.
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Manchmal klingt es einfach cooler oder es schwingen Assoziationen
mit, die im Deutschen leider nicht vorhanden sind.
(Ein gutes Beispiel aus der Finanzkrise: bail-out wird im Englischen die Rettung maroder Banken mittels Steuergeldern genannt. Ursprünglich bedeutet bail-out jedoch, jemanden mittels Kaution aus der U-Haft freizukaufen.)
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