Es war einmal ein kleines Fischerdorf am Ufer eines Sees. Die Menschen waren arm, und sie lebten vom Fisch, den sie fingen und dne Kleidern, die sie nähten.Sie hatten keinen Kontakt zu anderen Dörfern, da dort nur eine viele Tage dauernde Reise durch den dichten Urwald führte."And everyone lived happily ever after." Wer sich näher für die ökonomischen Hintergründe interessiert, kann bei Rodrik noch einige Erläuterungen zu dem Text finden.
Doch das Leben im Dorf wurde immer schwieriger. Denn die Fische in dem See wurden immer weniger. Die Menschen arbeiteten zwar härter, aber sie waren ein einem Teufelskreislauf gefangen: Je gründlicher sie den See abfischten, desto weniger Fische blieben übrig. Also gingen die Fischer zum Dorfpriester und baten ihn um Hilfe. Der riet ihnen, den Ältestenrat bestimmen zu lassen, wie viel Fische jeder künftig fangen dürfe. Natürlich waren die Fischer nicht begeistert. Aber, gesagt, getan: Binnen Kurzem quoll der See von Fischen förmlich über.
Nun gingen die Menschen zum Priester, um ihm für seine weisen Ratschläge zu danken. Der aber sprach: 'Sagt, findet ihr es nicht seltsam, dass ihr so viel Zeit mit Nähen verbringt, wo Kleidung doch in den Dörfern jenseits des Waldes viel preiswerter zu haben ist? Ihr bräuchtet nur zwei Mal im Jahr hinzuwandern, und man würde Euren getrockneten Fisch mit Kusshand nehmen.'
Das taten die Fischer. Sie wurden dabei reich, während die Preise für Kleidung in dem kleinen Dorf rasant verfielen. Natürlich waren nicht alle mit der Situation glücklich. Jetzt gingen die Schneider zum Priester und baten um seinen Rat. Der schickte auch sie zum Ältestenrat und trug ihnen auf, eine Lösung zu finden, indem die Fischer künftig mehr zum monatlichen Dorffest beitragen sollten als die Schneider. Natürlich waren die Fischer nicht begeistert, aber der Vorschlag erschien erschien ihnen zweckmäßig und sie wollten den Frieden wahren. Bald waren auch die Schneider wieder glücklich in ihrem Dorf.
Aber da hatte der Priester noch eine Idee: Er schlug vor eine Straße durch den Urwald zu schlagen um so den neuen Handel noch zu steigern. Gesagt, getan: Der Ältestenrat teilte Arbeitsbrigaden ein und binnen Kurzem war die Straße fertig. Der Handel blühte auf und die Fischer wurden noch reicher - vergaßen die Schneider bei den allmonatlichen Festen aber auch jetzt nicht.
Doch mit der Zeit gab es Schwierigkeiten. Denn über die Straße kamen Menschen aus den anderen Dörfern an den See und begannen ebenfalls zu fischen. Weder der Ältestenrat noch die Fischer-Kooperative wussten, wie sie gegenüber den Fremden Fangquoten durchsetzen konnten, und so schwanden die Fischbestände bald wieder. Dies und die neue Konkurrenz minderte die Einkommen der Fischer im Dorf. Sie begannen sich über ihre erhöhten Steuern für die Dorffeste zu beschweren. Manche begannen sogar, sich an den Festtagen abzusetzen um die Abgaben zu umgehen. Die neue Straße bot eine gute Möglichkeit dazu.
Es war an der Zeit, sich erneut an den Priester zu wenden. Das anschließende Dorftreffen war lang und verlief stürmisch. Alle waren sich einig, dass es so nicht weitergehen könne. Die Fischer schlugen vor, künftig weniger Abgaben zu zahlen, um in der Konkurrenz mit den Fremden bestehen zu können. Die Schneider wollten den Fischhandel unterbinden, und einige wollten die Straße sperren um die Fremden am Fischen zu hindern.
Der Dorfpriester aber schlug folgendes vor: 'Der Ältestenrat soll eine Mautstelle an der Straße errichten und jeder, der sie benutzt, soll eine Gebühr entrichten.' Die Fischer beschwerten sich, dass das ihre Handelskosten erhöhen werde. 'In der Tat' meinte der Priester. 'Aber es wird auch die Überfischung reduzieren und den Steuerausfall für die monatlichen Festivitäten kompensieren. Und', fügte er hinzu, 'es ist immer noch besser als die Straße ganz zu sperren.' Alle waren sich einig, dass dies eine vernünftige Lösung war. Sie beendeten das Treffen in bestem Einvernehmen und Frieden kehrte in das Dorf zurück.
Samstag, 23. April 2011
Und alle lebten glücklich und zufrieden
bis an ihr Lebensende
Eine nette Gute-Nacht-Geschichte über die Weltwirtschaft erzählt Dani Rodrik in seinem Blog: "A Parable for the World Economy". Der Text ist seinem jüngsten Buch "The Globalisation Paradox" entnommen. Wie geben hier eine leicht gestraffte (nicht gekürzte) Fassung in deutscher Sprache wieder.
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