Die Situation in Hinblick auf die Welternährung wird nicht einfacher, wie schon die
Süddeutsche Zeitung
gemerkt hat. Allerdings melden die KollegInnen aus München
ziemlichen Blödsinn. Es hungern nicht 258 Millionen Menschen, wie die SZ
irrtümlich schreibt oder abschreibt. Gemeint ist mit dieser Zahl lediglich die Viertelmilliarde Menschen, die dringend
und sofort Nahrungsmittelhilfe braucht, wie etwa die
chinesische Nachrichtenagentur Xinhua
korrekt vermerkt.
Hätten sie in der Münchner Redaktion kurz nachgeguckt - zum Beispiel
bei der
Welthungerhilfe
- hätten sie gemerkt, dass in Wirklichkeit 828 Mio. Menschen (jedeR zehnte
ErdenbügerIn) "unter chronischem Hunger leidet". Zwischen 2019 und 2022 wuchs
diese Zahl laut
Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen
(FAO) bereits um 150 Millionen Menschen.
Und es können bald noch bedeutend mehr werden, denn die Nachrichten über schwierige
landwirtschaftliche Anbaubedingungen im El Nino Jahr 2023 häufen sich weltweit (vgl. auch MediaWatchBlog Hunger 12):
- In Indien
macht man sich Sorgen um die Weizenernte, und
die Regierung konnte nur 26 statt der angestrebten 34 Millionen Tonnen
aufkaufen.
- In Thailand hat das Büro für die Nationalen Wasserressourcen die
Reisbauern gebeten,
die zweite Aussaat wegen der zu erwartenden Dürre ausfallen zu lassen. Das Land produziert zwar 'nur' rund vier Prozent der Weltreisernten, stemmt aber
21 Prozent der globalen Reisexporte.
Marktbeobachter aus den USA prognostizieren
eine weltweite Verknappung des weltweit extrem wichtigen
Grundnahrungsmittels. Denn Probleme mit dem Reisanbau gibt es auch in Pakistan (die Flut im
Sommer 2022 hat 31 Prozent der Reisernten vernichtet) und in bedeutenden chinesischen Reisprovinzen.
- Auch die Weizenproduktion in China ist von El Nino betroffen.
-
In den USA sorgt eine schwere Dürre für Einbrüche bei den
Weizenerträgen vor allem im Brotkorb-Bundesstaat Kansas. Die Maisfarmer
stehen ebenfalls mit dem Rücken zur Wand
(Zerohedge).
- Im Gegensatz dazu sind die schwersten Probleme mit Wassermangel in Südeuropa
(Spanien,
Frankreich) aus Funk und Fernsehen bekannt.
Angeblich wollen die Mühlen in Kansas jetzt Nachschub in Osteuropa
ordern.
Womit wir beim nächsten Thema wären. Nachdem ziemlich klar geworden ist, dass der Deal für ukrainische Nahrungsmittelexporte über das Schwarze Meer wohl nicht verlängert wird (RT.com) und auch die Exportmöglichkeiten über den Landweg drastisch beschnitten (ZDF) sind, darf man gespannt sein, woher die US-Mühlbetriebe ihr Getreide jetzt bekommen wollen und was das für die Preise bedeutet.
Und während im Westen für diesen Fall düstere Szenarien für die Welternährung heraufbeschworen werden, ist Moskau um die Lösung von praktischen Probleme bemüht: So streben etwa Russland und Ägypten ein Freihandelsabkommen an (Egypt Independent). Das Nilland ist dringend auf russische Energie- und Nahrungsmittelimporte angewiesen. Zusammen mit den Vereinten Nationen und der Afrikanischen Import-Export-Bank arbeitet Russland daran, seine Nahrungsmittelexporte nach Afrika wiederaufzunehmen (Reuters). Die russische Landwirtschaftsbank Rosselkhozbank ist nämlich vom internationalen SWIFT Abkommen zum Zahlungsverkehr ausgeschlossen.
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