Eine unvollständige, höchst subjektive und persönliche Auswahl
... vorgestellt in der alphabetischen Reihenfolge der deutschsprachigen Titel.
"Alle Menschen sind sterblich" von Simone de Beauvoir. Die denkbar menschlichste Abrechnung mit dem Albtraum von der Unsterblichkeit.
"An den Lederriemen geknotete Seele". Unfassbare Stories aus Tibet.
"Das Gleichgewicht der Welt" von Rohinton Mistry über Indien wie es wirklich ist. (Heute vielleicht sogar mehr denn je.)
"Das rote Kornfeld", "Die Knoblauchrevolte" und "Die Schnapsstadt" von
Mo Yan. Von diesen drei Büchern trägt jedes einzelne mehr zum Verständnis des modernen China
bei als die Mao-Bibel.
Leider nur in englischer Sprache verfügbar ist
"Big Breasts and Wide Hips" über die Jahrzehnte der Ein-Kind-Politik.
"Das siebte Kreuz" von Anna Seghers. Lässt die LeserInnen die Todesangst miterleben, in der die Verfolgten des Naziregimes lebten und ist dabei superspannend zu lesen und überhaupt nicht weinerlich.
"Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Ein Buch, aus dem man mehr über den Krieg lernen kann als aus vielen, vielen theoretischen Abhandlungen (vgl. auch "Sozaboy").
"Der Herbst des Patriarchen" von Gabriel García Márquez. Dieses Buch macht erst dann vollen Eindruck, wenn man weiß, dass es aus den Splittern der Geschichte Lateinamerikas zusammengesetzt wurde. Herausgekommen ist ein Kaleidoskop verwirrten Machtwahns. Im Vergleich dazu sind "Hundert Jahre Einsamkeit" praktisch ein Kindergeburtstag...
"Die achte Plage" von Meja Mwangi. Ein großer Roman über HIV/Aids und wie es in Kenia zu Beginn der Seuche wirklich war. Westlich geprägten LeserInnen ist praktisch alles von Mwangi zu empfehlen.
"Die Ästhetik des Widerstands" von Peter Weiss. Nicht immer angenehme Lektüre für alle, die sich tatsächlich für die deutsche Geschichte des 20sten Jahrhunderts interessieren.
"Die Islandglocke" von Halldor Laxness. Wer sich an präzisen Schilderungen barbarischer Armut nicht stört, ist herzlich eingeladen, diesen spannenden historischen Schmöker zu verschlingen.
"Die Kinder der Regenmacher" von Aniceti Kitereza: Ein Erlebnisbericht aus Verhältnissen, die de facto der frühen Eisenzeit entsprechen - aber aus (dem damaligen) Tanganjika und aus erster Hand und in direkter Übersetzung aus dem Ki-Suaheli.
"Erkundungen - 16 vietnamesische Erzähler": Eines der ganz seltenen Bücher in deutscher Sprache, in dem der Vietnamkrieg aus der Perspektive der Sieger geschildert wird.
"Ermittlungen im Landesinneren" von Driss Chraibi. Eine großartige Satire über Polizeiarbeit in Marokko mit einem gehörigen Schuss Zivilisationskritik.
Die "MaddAddam"-Trilogie (1), (2), (3) von Margaret Atwood. Ein apokalyptischer Science Fiction Roman, der mit völlig verblüffenden Möglichkeiten aufwartet, die fortgeschrittene Gentechnologie einem zu allem entschlossenen Irren irgendwann vielleicht einmal bieten könnte.
"Morenga" von Uwe Timm. Das Werk handelt vom deutschen Kolonialismus in Namibia und schöpft gleichermaßen aus den Archiven des wilhelminischen Außenministeriums wie aus dem Ausdrucksrepertoire des magischen Realismus. (Es gibt eine Besprechung im Blog.)
Die "Neuromancer"-Trilogie von William Gibson ist das Werk, in dem die kommende, hypermoderne, wissenschaftlich begründete, kapitalistische Weltunordnung als erstes gültig beschrieben wurde. Radikal, superspannend und poetisch.
"Sozaboy" von Ken Saro-Wiwa. Ein Kindersoldat, der die Wirren des Biafra-Krieges auch dadurch unterläuft, indem er die Seiten wechselt...
Wer kann, sollte diese "Novel in Rotten English" unbedingt im praktisch unübersetzbaren Original geniessen. Eine geniale Rückeroberung der englischen (Kolonial)Sprache.
Die "Trisolaris" Trilogie von Liu, Cixin. Wer 'harte' Science
Fiction liebt, sollte versuchen, alle drei Bände zu lesen. Tausend Jahre sind ein Hauch.
"Verlorene Illusionen" von Honore de Balzac. Es geht um viel Geld, einen schmierigen Journalisten im nachnapoleonischen Paris und um einen großen Betrug. Morde gibt's in diesem Buch nicht - alles ist auch so schon wirklich schlimm genug.
"Vishnus Tod" von Manil Suri steht hier für insgesamt drei imponierende Werke über das Ende des Lebens, zu denen auch "Der Tod des Kleinbürgers" von Franz Werfel und "Der Tod des Iwan Iljitsch" von Leo Tolstoi gehören.
"Wann, wenn nicht jetzt" von Primo Levi. Ein militant-brillianter Roman über Krieg und Diskriminierung aber auch über die Schwierigkeiten des Sieges. In dem Buch steckt mehr als in allem, was sämtliche Antideutsche je hervorgebracht haben (und noch hervorbringen werden).
"Weiter leben" von Ruth Klüger. Die sachliche Leichtigkeit in der diese persönlichen Erinnerungen an den Holocaust beeindrucken, entlastet die LeserInnen erfreulicherweise gar nicht von der Empfindung der Schwere des Verbrechens und ggf. dem der (kollektiven) Schuld.
P.S.: Alles von B.Traven ist lesenswert. Die Deutschen haben schon immer viel zu viel Zeit mit Karl May verschwendet....
P.P.S.: Es gibt keine Kickbacks von Booklooker für die Links zu deren Bücherangebot. Ihr/Euer MediaWatch-Redakteur mag eben Amazon einfach überhaupt nicht....
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