Montag, 21. Mai 2012

10 Jahre Krieg "gegen den Terror"

Im Irak sowie in Afghanistan und Pakistan hat der Krieg 'gegen den Terror' insgesamt 1,7 Millionen Menschen das Leben gekostet, davon etwa 1,5 Millionen im Irak. Zu diesem Ergebnis gelangt der IPPNW-Report "Body Count - Opferzahlen nach zehn Jahren Krieg gegen den Terror". Hat tip Nachdenkseiten. Die Autoren des Reports versuchen, zu einer "realitätsnahen Schätzung der Opfer asymmetrischer Kriege" zu gelangen. In einer Pressemitteilung wird IPPNW-Vorstandsmitglied Dr. Jens Wagner mit dem Satz zitierrt: "Präzisionswaffen ändern nichts am hohen Prozentsatz getöteter Zivilisten in asymmetrischen Kriegen". Hat sich also nix mit 'chirugischer Kriegsführung'.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung der International Physicians for the Prevention of Nuclear War: "Der Einsatz von Phosphorbomben, Streumunition, DIME- und Uranmunition sowie das brutale Vorgehen der Besatzungstruppen zum Beispiel in Fallujah und Basrah zeigten das unmenschliche Gesicht des Krieges."
Zu den drei genannten Ländern finden sich in der Pressemitteilung folgende Hinweise (Links von MediaWatch):
So hat der Irak von der Invasion im Jahr 2003 bis heute 1,5 Millionen Todesopfer durch direkte Gewalteinwirkung zu verzeichnen. Spätestens seit der medizinisch-epidemiologischen Studie in der Zeitschrift Lancet über die Mortalität im Irak von 2006, dürfte das wahre Ausmaß der Zerstörung durch das überlegene US-Waffenarsenal und das entstandene Chaos durch die Besatzungstruppen deutlich geworden sein. Trotzdem beziehen sich fast alle Medien bezüglich der Opferzahlen im Irak bis heute auf den Irak Body Count, ein Projekt das weniger als 10% der Kriegsopfer registriert.
Auch MediaWatch hat über das Body-Count Projekt berichtet. In der Studie wird wiederholt und ausführlich auf die Lancet Veröffentlichung eingegangen, die aufgrund des Krieges erheblich gestiegene Sterblichkeit in Opferzahlen umlegt. Stimmt die Zahl, hätte das Land etwa fünf Prozent seiner Bevölkerung verloren. Ein aufschlussreicher Vergleich wird mitgeliefert: Die Nazibarbarei habe Deutschland etwa jeden zehnten Einwohner gekostet.
Was die Opferzahlen in Afghanistan betrifft, ist die Datenlage schlechter als im Irak. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Kriegsopfer inklusive Mitarbeitern von Nicht-Regierungsorganisationen, afghanischen Sicherheitskräften, ISAF und OEF Soldaten keinesfalls unter 70.604 liegt. Wahrscheinlich ist die Anzahl getöteter Zivilisten höher als 43.000. Die Anzahl der durch den Krieg indirekt, also durch Flucht, Hunger und medizinische Mangelversorgung zu Tode gekommenen Afghanen wird nach den Bombenangriffen 2001 bis zum Mai 2002 auf 20.000-49.600 geschätzt.
MediaWatch meint, dass Untersuchungen wie die Lancet-Studie im Irak in Afghanistan und in den Kriegsgebieten Pakistans überfällig sind. Krieg und Besatzung haben in Afghanistan z.B. die Kindersterblichkeit trotz entwicklungspolitischer Anstrengungen stagnieren lassen.
In Pakistan fielen bisher 2.300 bis 3.000 Menschen US-Drohnenangriffen zum Opfer, davon ca. 80% Zivilisten. Die weitaus größte Anzahl von Kriegsopfern (40.000-60.000) entsteht allerdings durch Kämpfe der von der US-Regierung unterstützten pakistanischen Armee mit unterschiedlichen Widerstandsgruppen.
Zur Rolle der Medien schlussfolgert der IPPNW-Report:
Von einer objektiven und kontinuierlichen Berichterstattung über Kriege kann keine Rede sein. (...) Hintergrundinformationen, historische, geographische, gesellschaftliche und kulturelle Tatsachen werden insbesondere dann nicht zur Verfügung gestellt oder verfälscht, wenn aktuelle politische Ziele dem entgegenstehen.

Die LeserInnen von MediaWatch kann diese Feststellung nicht sehr verwundern. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass der Jemen und Somalia überhaupt nicht berücksichtigt wurden.

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