Sonntag, 18. September 2011

Es wird enger am Nil

Ägypten und Äthiopien haben ein technisches Team zusammengestellt, das die Auswirkungen eines  Staudammprojektes prüfen soll. Das meldet Reuters. Das 4,8 Milliarden US-Dollar schwere Bauvorhaben soll am Blauen Nil kurz vor der Grenze zum Sudan verwirklicht werden. Die Kommission soll noch um Experten aus dem Sudan erweitert werden. Die Turbinen und weitere technische Ausrüstung im Wert von 1,8 Mrd. US-Dollar wird von chinesischen Banken finanziert. Die verbleibenden drei Mrd. sind aber doch ein ganz ordentlicher Bocken: Die Weltbank gibt das äthiopische BNE für 2009 (in Kaufkraftparitäten) mit rund 77 Mrd. US-Dollar an.

Dieser Entwicklung war letztes Jahr ein Vertrag zwischen sechs der neun Nil-Anrainerstaaten vorausgegangen, der eine koloniale Regelung außer Kraft setzen soll (Mediawatch berichtete): England hatte 1959 dafür gesorgt, dass eine ehemaligen Kolonien (Ägypten und Sudan) 90 Prozent des Nilwassers nutzen dürfen. Vor allem Ägypten fürchtet nun, dass die Nilpegel künftig  zumindest in trockenen Jahren sinken könnten. Auf der Website "Grand Millennium Dam" wird zwar betont, dass dieses Abkommen von Äthiopien nicht ratifiziert wird, bis eine neue ägyptische Regierung an den Verhandlungen teilnehmen kann. Dennoch ist es höchste Zeit für Gespräche, denn der Bau des Beton-Stauwerkes hat bereits begonnen. In rund drei Jahren soll der erste Strom produziert werden.

Der auch als "Grand Ethiopian Renaissance Dam" bezeichnete Staudamm soll 5250 MW Strom liefern (so viel wie vier, fünf große Kraftwerke oder 5000 große Windräder). Dafür wird der entstehende Stausee ein Volumen von 63 Milliarden Kubikmeter Wasser erreichen und damit einer der größten Afrikas sein. Zum Vergleich: Der gesamte Nilfluss transportiert jährlich etwa 84 Mrd. Kubikmeter Süßwasser in's Mittelmeer.

Und Äthiopien will schon in den nächsten zehn Jahren zwei weitere Dämme bauen. Zusammen genommen sollen dann 20.000 MW Strom erzeugt werden. Weitere Infos gibt es bei auch bei wikipedia (engl.). Das ostafrikanische Land bietet günstige Voraussetzungen für derartige Projekte, weil es nicht nur über relativ viel Wasser verfügt, sondern dieses auch aus großen Höhen durch enge Täler und Schluchten abfließt. Das macht den Staudammbau für die Energiegewinnung interessant.

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