Dienstag, 5. Juli 2022

Fundstücke CCCXII

Indiens Hauptstadt Delhi geht - wie mittlerweile jedes Jahr - das (Trink)Wasser aus (Indian Express). Das muss dann in LKWs aus dem Umland herangekarrt werden. Jetzt hoffen alle auf den Monsunregen. In der nordindischen Megacity leben 28 Millionen Menschen.
Nachdem die indische Armee drei Jahre lang nicht rekrutiert hat, will Delhi nun auf die billige Tour an das benötigte Menschenmaterial kommen: Statt 15-jähriger Dienstverpflichtung mit lebenslanger Pension für Soldaten kommt nun Agnipath, das wesentlich schlechtere Bedingungen bietet. Viele junge Männer, die Soldaten werden wollen, haben militant gegen die neuen Regeln demonstriert (2), (3) (Indian Express).

Ukraine: Das osteuropäische Land war schon vor dem Krieg das Armenhaus Europas. Egal, wie der Konflikt endet, die Ukraine wird das Schicksal von Irak, Syrien und Libyen teilen. Zudem ist unwahrscheinlich, dass das Land und/oder die EU überhaupt noch in ihrer jetzigen Form existieren werden, wenn der Moment für den EU-Beitritt Kiews irgendwann einmal gekommen sein könnte.

Handel: Die aktuellen Konferenzen im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) umfasste nicht nur Fragen des Patentschutzes (und dessen zumindest vorübergehender Aussetzung etwa wg. Covid-19). Es ging darüber hinaus für Entwicklungsländer um die Möglichkeit, die eigene landwirtschaftliche Produktion zu fördern und um Fischereirechte (naked capitalism; vgl. etwa Indian Express).
Focus on the Global South hat einen Reader zum Scheitern der Verhandlungen aus Sicht der Entwicklungsländer veröffentlicht: "Envisioning a Better World Without the WTO". 

Internationales Finanzsystem: Warum der US-Dollar auf absehbare Zeit als Welt-Reservewährung nicht abgelöst werden wird/kann, sollten Interessierte unbedingt bei naked capitalism nachlesen!

Ausländische Direktinvestitionen (FDI) in Entwicklungs- und Schwellenländern haben sich im zweiten Covid-19 Jahr erholt und teilweise neue Rekordstände erreicht.Die UN Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) berichtet detailliert zu Asien, Afrika und Lateinamerika - leider ohne Hinweise auf die Herkunftsländer der Investitionen.

Energiewende absagen? Fast wirkt es wie ein Abgesang, wenn man liest, wie teuer vor allem metallene Grundstoffe mittlerweile geworden sind: Eisenerz: +50 %; Kupfer: +100%; Lithium: +432% (naked capitalism). 

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte: Boris Johnson geht den Weg Wladimir Putins.

Migration: Mehr als 200 Menschen haben sich organisiert und versucht, gemeinsam den Grenzzaun zwischen Marokko und der spanischen Exklave Melilla zu überwinden. Dabei starben lt. ARD 18 Menschen. Der Guardian zählt 23 Opfer. AktivistInnen sprechen von 27 Toten und einem Massaker (Telepolis). Sie kritisieren die Sicherheitskräfte wegen unmäßiger Gewaltanwendung und unterlassener Hilfeleistung. Der endgültige bodycount ergibt dann 37 Tote (Overton; unbedingt lesen).
Ja. Ganz offensichtlich ein Massaker. So etwas passiert nicht aus Versehen.
Dazu passt: Auch was Amnesty International aus Litauen über die Misshandlung von MigrantInnen zu berichten hat, ist höchst unerfreulich (hat tip German-Foreign-Policy.com). Die ARD meldet erneut Probleme in Griechenland. Dort sollen Flüchtlinge dazu gezwungen worden sein, andere MigrantInnen wieder über die Grenze zurückzuzwingen ("pushback").
Irgendwann wird der feuchte Traum der AFD wohl doch noch wahr und der Einsatz von Schusswaffen an den Außengrenzen der EU für "nötig" befunden werden, weil unregulierte Migration künftig als "hybride Bedrohung" gilt. Und mit dieser Befürchtung ist die Redaktion vom MediaWatchBlog keineswegs allein (2).

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