Jetzt, wo weltweit 3,2 Millionen Menschen an oder mit Covid-19 verstorben sind
und die KollegInnen (man mag sie kaum noch so nennen) uns mit
Schauergeschichten
aus Indien
von den eigentlichen Aufgaben
ablenken (vgl. auch diese Werbeeinblendung bei der Deutschen Welle), ist es Zeit, eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen.
Allein in Deutschland sind fast so viele Menschen an der Infektion gestorben (83.362) wie China überhaupt Infektionen (90.697) zu verzeichnen hatte. Und da wir jetzt sehr genau ein Promille unserer Bevölkerung (100 Menschen auf 100.000 EinwohnerInnen) durch oder mit Covid-19 verloren haben, kann diese Marke gut zur Orientierung dienen.
Wo sind - anteilig an der Bevölkerung - die meisten Menschen an der Atemwegsinfektion gestorben? In Indien, Brasilien, den USA oder Südafrika? Weit gefehlt.
Auf den ersten 13 Plätzen liegen ausschließlich europäische Länder - darunter sieben EU-Staaten (gefettet): Ungarn führt mit 286 Toten auf 100.000 EinwohnerInnen, dann kommt Gibraltar (279), Tschechien (275), San Marino (268), Bosnien und Herzegowina (259), Montenegro (243), Nordmazedonien (239), Bulgarien (236), Moldawien (218), Slowakei (216), Belgien (211), Slowenien (204), Italien (202).
Erst dann folgen Peru und Brasilien bevor Großbritannien und wieder zwei
EU-Länder auf der Liste stehen: Polen und Kroatien. Dann folgen
die USA (174) und Mexiko (172) und dann wieder vier europäische Staaten:
Spanien, Portugal, Andorra und Frankreich (157) Tote auf
100.000 EinwohnerInnen). Unter den 24 am stärksten betroffen Ländern sind die
Hälfte EU-Staaten!
Und die KollegInnen machen sich
Sorgen
um das indische Gesundheitssystem...
(Alle Daten sind mit Datum 3. Mai 2021 der Berliner Morgenpost entnommen.)
2019 hatte Indien etwa 1.366 Millionen EinwohnerInnen. Bis heute sind in Indien etwa so viel Menschen (218.969) an der Lungenkrankheit gestorben wie in Mexiko (217.233). Wo waren die deutschen Hilfslieferungen für das lateinamerikanische Land? Genau - die gab es nicht, genauso wenig wie Lieferungen von (bestellten) Impfstoffen aus den USA und Großbritannien. Deshalb ist man in Mexiko auf chinesische und russische Präparate ausgewichen (Hintergrund bei der NZZ).
In schöner Klarheit hat das Handelsblatt die Gemengelage
notiert (unbedingt lesen):
Auch in Europa verteidigt die Industrie ihre Interessen. Han Steutel, Präsident des deutschen Verbands forschender Arzneimittelhersteller, stellt klar: „Das Patentsystem hat sich in der Corona-Pandemie von seiner allerbesten Seite gezeigt.“Dabei verschleiert die Indien-Berichterstattung auf Gaffer-Niveau eine vielleicht noch größere Tragödie: Auf dem Subkontinent werden viele Medikamente in Lizenz hergestellt. Das ist preiswert, und so können auch andere Entwicklungsländer von hochwertigen Arzneimitteln profitieren. Und Indien hatte auch schon angefangen, Covid-19-Impfstoff zu liefern. Doch seit das Infektionsgeschehen außer Kontrolle geraten ist, hat Delhi einen Exportstopp von Covid-19-Vakzinen verhängt (2). So etwas verschweigt die ARD lieber, genau wie die Tatsache, dass die USA einen Exportstopp für Serums-Vorprodukte nach Indien verhängt haben, um ihr eigenes "Impfwunder" zu ermöglichen.
Von wegen "Hilfe".... Spannende Details zur britischen Industriepolitik in Bezug auf Indien und Covid-19 bietet auch M.K.Bhadrakumar: "Boris Johnson walks away laughing with India’s Serum Institute in tow".
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