Montag, 11. April 2022

Fundstücke CCCVIII

Peru: Die neue, linksgerichtete Regierung in Lima unter Präsident Präsidenten Pedro Castillo könnte ein Opfer des Ukraine-Krieges werden. Nach deutlichen Erhöhungen der Spritpreise haben Betroffene tagelang militant protestiert (amerika21). Auch eine Vereinbarung mit den Gewerkschaften konnte die Lage zunächst nicht beruhigen. Ob eine zeitweise Aussetzung bestimmter Energiesteuern und die Anhebung des Mindestlohns um zehn Prozent hilft, wird sich noch zeigen müssen (Reuters, mit Preisangaben). 

Mexiko ordnet seinen Strommarkt neu. Das kommt in den USA nicht gut an (naked capitalism). [Bei naked capitalism gibt's detaillierte Analysen, Aufnahmen von Vogelstimmen und süße Tierfotos.] Die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern sind wegen Differenzen in Hinblick auf den Ukraine-Krieg ohnehin an einem Tiefpunkt angelangt.

Afghanistan: "Wirtschaftliche Kriegsführung" gegen das seit Jahrzehnten übelst geschundene Land am Hindukusch macht Thomas Ruttig aus. Die USA haben ja nicht nur Kabuls Auslandsguthaben in Höhe von sieben Milliarden US-Dollar "gesperrt", sondern schon die Hälfte davon für eine Entschädigungsklage von Familienangehörigen von Opfern der 9/11-Terroranschläge "freigegeben" (also gestohlen). Auch für Kabul scheint daher vor allem Peking die wichtigen Alternativen zu bieten. M.K. Bhadrakumar schreibt:

It is entirely conceivable that they [Afghanistan und China] may take recourse to innovative payment mechanisms to sidestep the tyranny of the US dollar (...), thereby undercutting Washington’s capacity to keep the Taliban regime on a tight leash financially through bullying and blackmail until it proved pliable to the Western diktat. (...)
To be sure, there is no stopping the BRI projects in Afghanistan in this changed situation.

Deutsch-ägyptische Zusammenarbeit: Welche "verborgenen Kosten" die Sicherheitskooperation zwischen den beiden Ländern (vor allem natürlich für die über 100 Millionen ÄgypterInnen) erzeugt, hat das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik untersucht. Diese aktuelle Kolumne der Bonner ForscherInnen ist lesenswert. 

Saudi Arabien hat am 12. März 2022 mit gleich 81 Hinrichtungen für einige Aufregung gesorgt. Das Auswärtige Amt macht auf business as usual [bitte zurückscrollen bis Mitte März] und bezieht zu dem Vorgang lieber nicht Stellung. Naja, vielleicht war Frau Amtsberg ja auch grad in Urlaub.... 

Entwicklungszusammenarbeit: Um immerhin 800 Millionen Euro will die Bundesregierung laut Haushaltsentwurf den Entwicklungsetat dieses Jahr kürzen (epo.de).
Naja, heuer gilt es halt, Prioritäten zu setzen
....

Frieden: Wenn auf Kundgebungen für militärische Zwecke Geld gesammelt wird (NDS), kann von "Friedens"demos keine Rede mehr sein ...

Medien: Eine kurze, gut informierte Geschichte des Niedergangs von Al Jazeera bietet As`ad AbuKhalil aka "Angry Arab" in den Consortium News.

Steuergerechtigkeit: Die Probleme bei der Sanktionierung von russischen Superreichen, nutzt Thomas Piketty, um die Forderung nach einem internationalen Finanzregister zu erneuern.  

Krieg und Weltwirtschaft: Makroskop liefert eine Analyse der aktuellen Vorgänge um die Ukraine, die gerade aufgrund ihrer etwas holzschnittartigen Darstellung gut zu lesen, gut zu verstehen ist und sogar Spaß macht:

Welthistorisch findet hier (...) die Emanzipation der ehemaligen Rohstoff- und Absatzmarktperipherie, früher Kolonien genannt, gegen das industrielle Zentrum statt: Die Abhängigkeiten werden auf den Kopf – oder genauer: vom Kopf auf die Füße ‒ gestellt.
Denn:
Nicht die (...) die Umwandlung von Geld in mehr Geld (...) erzeugt gesellschaftlichen Reichtum ‒ sondern die Umwandlung natürlicher Ressourcen in Produkte mit Hilfe von Energie. Neuer König ist, wer Energie und Ressourcen hat.

Wichtigste Neuigkeit: "China und die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU), der als wichtigste Staaten Russland und Kasachstan angehören, [planen] ein neues internationales Währungsverbundsystem à la Bretton Woods". [Link im Original]
Die Petrodollar werden wir zukünftig wohl mit Petrorubel ergänzen müssen. Und die ARD fragt, wieso der Rubel trotz all der Sanktionen steigt..... Und gibt (absichtlich?) die falsche Antwort: "Zinsen".

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