Donnerstag, 9. Dezember 2021

Fundstücke CCCIV

Äthiopien: Während die USA sich auf die Seite der aufständischen Provinz Tigray geschlagen haben, steht Peking nach wie vor zur Zentralregierung in Addis Abeba (Asia Times). China hat in den letzten 20 Jahren 12 Mrd. US-Dollar in dem Schlüsselstaat am Horn von Afrika investiert.

Libanon: Schon immer kam "roter und gelber Libanese" aus der Levante nach Mitteleuropa - meist nur übrigens nur in sehr mäßiger Qualität. Nie hat ein Hahn danach gekräht, was mit dem Hasch ist. Jetzt will die ARD rausgefunden haben, dass die Hisbollah vom Verkauf des Stoffes profitiert: Da sollen wir uns nun ordentlich gruseln.
Wesentlich verdienstvoller wäre eine Reportage darüber, wer und was die lebensbedrohliche Misere im Libanon maßgeblich verursacht hat - völlig abseits von katastrophalen Unglücksfällen. 

Israel/Palästina: 58 Mrd. US-Dollar an wirtschaftlichen Schäden hat die israelische Besatzungspolitik seit 2000 allein in der Westbank verursacht. Nachgerechnet hat das die UN Organisation für Handel und Entwicklung UNCTAD.

Afghanistan kommt in unseren Nachrichten schon nicht mehr allzu häufig vor... Das liegt wohl auch daran, dass der Westen - auch Deutschland - sich mit den Taliban zu arrangieren beginnt (vgl. auch M.K.Bhadrakumar). 

Indien: Nach fast einem Jahr und 700 Toten, zieht die hindu-nationalistische Regierung ihr umstrittenes Gesetz zur Liberalisierung der Agrarmärkte auf dem Subkontinent zurück (ARD, jedoch ohne body count). Präsident Narendra Modi muss eine bedeutende Niederlage einstecken (Asia Times).
Und als wäre das nicht genug, droht der Regierung in Delhi auch neues Ungemach wegen des Bestechungsskandals im Zusammenhang mit dem Ankauf französischer Rafale-Kampfjets (Asia Times).

Myanmar: Die Asia Times wertet die Verurteilung von Aung San Suu Kyi als Zeichen des wachsenden Selbstbewusstseins der Militärjunta in Rangoon. Und wie bereits im März angedeutet, bereiten die Konflikte in Myanmar der Regierung in Delhi mittlerweile Kopfzerbrechen

Indonesien: Das Verfassungsgericht in Jakarta hat ein Gesetz für teilweise verfassungswidrig erklärt, mit dem unter anderem der Arbeitsmarkt der Inselrepublik weitgehend dereguliert werden sollte (Asia Times). Laut wikipedia geht es in dem Gesetz neben der Abschaffung des Mindestlohns und der vereinfachten Entlassung von ArbeitnehmerInnen aber auch um die Senkung der Körperschaftssteuer und die Abschaffung von Regelungen zum Umweltschutz.

COP26: Die hässliche Seite des angestrebten weltweiten Ausstiegs aus der Kohle beschreibt M.K.Bhadrakumar. Indien ist der baldige Abschied von dem Rohstoff unmöglich, ohne dass viele Millionen Menschen auf dem Subkontinent aus gerade noch erträglicher in krasseste Armut zurückfallen (vgl. auch Asia Times). Kohle wird auch deshalb weiter verbrannt, weil die reichen Länder Zielvorgaben formulieren, ohne den armen Volkswirtschaften Unterstützung beim Umbau ihrer Energieversorgung zu gewähren.
P.S.: Auch bei uns im reichen Deutschland wird (Braun)Kohle noch lange, lange verfeuert werden....

EU: Die Union will jetzt 300 Mrd. Euro (im Zeitraum bis 2027) bereitstellen um Infrastruktur in Konkurrenz zur chinesischen Neuen Seidenstraße zu bauen. Bisher ist es nur ein Projektentwurf, und MediaWatch traut es weder den Schwarzen Nullen zu, das nötige Kleingeld dafür aufzutreiben, noch der hiesigen Industrie, angemessene Projekte zu kreieren. In China zeigt man sich gelangweilt und spricht von ungedeckten Schecks:

The EU is a loosely-bound grouping, with the distribution of national interests within the 27-member bloc fairly divided and the continuity of policies often in doubt, observers said, saying that the group's infrastructure plan is more prone to fail.
P.S.: Die Tage nimmt die neu gebaute Eisenbahnlinie zwischen China und Laos den Betrieb auf (2):

Sport: Die USA boykottieren wie Olympischen Winterspiele in Peking "diplomatisch". Das ist ein ganz wundervoller Spin für die schwer zu schluckende Kröte, dass gar keine Einladungen nach Washington (und London) rausgegangen sind und z.B. US-Präsident Joe Biden nach diplomatischer Sitte deshalb auch nicht hinfahren kann. Die Global Times schreibt denn auch: "The unilateral boycott without an invitation in advance is a very cheap political gesture."
Im Gegensatz dazu hat der chinesische Präsident Xi Jinping den russischen Präsidenten Wladimir Putin telefonisch und persönlich gebeten, doch gerne nach Peking zu kommen.

Deutschland: "Welchen Fortschritt wagen?" fragt das Global Policy Forum in einem aktuellen Briefing. Darin wird der Koalitionsvertrag der kommenden Ampel-Regierung mit den Millennium-Entwicklungszielen abgeglichen.

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