Donnerstag, 5. März 2020

Haarsträubend

MediaWatch hatte bereits darauf hingewiesen, dass es nicht der richtige Weg ist, zu versuchen, China für sein konsequentes Vorgehen gegen die Ausbreitung von Covid19 zu diskreditieren. Im Gegenteil: Das chinsesische Vorgehen hätte die unkontrollierte Ausbreitung des Virus verhindern können.

Hätte - wenn, ja wenn der Februar 2020 dazu genutzt worden wäre, sich konsequent auf die Ankunft von infizierten PatientInnen vorzubereiten, Tests, Masken und die nötige Ausstattung für Krankenhäuser zu bevorraten, Quaratänekapazitäten auf- oder auszubauen und all das zu tun, was die Weltgesundheitsorganisation sonst noch empfiehlt.

Jetzt müssen die BürgerInnen dieses Landes konstatieren, dass die Fallzahlen aus China und Italien und wahrscheinlich sogar noch die aus dem Iran zuverlässiger sind als die Daten, die in der Bundesrepublik erhältlich sind (darum wird hier auch kein Link angeboten). Was sich hierzulande abspielt, ist haarsträubend.

"Deutschland anscheinend unfähig, auf Coronavirus zu testen", titelt Telepolis. Das Resümee des Beitrags: keine zentrale, bundesweite Erfassung der Infektionen, Schlamperei in vielen, vielen Einzelfällen (2) (hier sind nur die verlinkt, die nicht bei TP erwähnt werden), lange Wartezeiten, die eine Rückverfolgung der Infektionswege unmöglich machen und als sei das alles noch nicht genug, wird der Export von Testkits in den Iran verhindert. Bei TP spart man denn auch nicht mit deutlichen Worten:
Es wäre wohl empfehlenswert, sich von China oder Südkorea beraten zu lassen - dort ist die Todesrate pro Infektion im Moment übrigens siebenmal geringer als in Italien, was bedeutet, dass entweder Südkorea bessere Therapien hat oder Italien ebenfalls einen massiven Testrückstand (...). Jedenfalls ist das Risiko einer Neuinfektion, (...) wenn man den dortigen Zahlen Glauben schenkt, derzeit in Peking und Schanghai wahrscheinlich geringer als in München, Berlin oder gar Mailand.
Deshalb hofft man in Berlin und sonstwo jetzt wohl einfach auf wärmeres Wetter und damit auf ein (vorläufiges) Ende der Pandemie. Mit Ruhm hat sich in dieser Angelegenheit jedenfalls niemand bekleckert hierzulande.

In China verfügt man jetzt dagegen über Erfahrungen mit der erfolgreichen Eindämmung eines wirklich hochinfektiösen Virus und kann nun darauf hinarbeiten, künftig vielleicht auch mit deutlich tödlicheren Virusvarianten fertig zu werden. Hierzulande werden wir in einem solchen Fall dann einfach sterben wie die Fliegen.

Und da wir von manchen Fachleuten mittlerweile versichert werden, dass Covid19 nicht mehr ausrottbar sein wird, kann es durchaus sein, dass die Infektionswellen ähnlich wie bei der Spanischen Grippe 1918/1919 verlaufen werden: Damals kam es im Frühjahr 1918 zu ersten ernsten Erkrankungen, woraufhin die folgenden Wellen im nächsten Winter schätzungsweise 25 Millionen hinwegrafften. Die Entwicklungs eines Impfstoffs gegen Covid19 dürfte mindestens ein Jahr dauern.

Und selbst, wenn wir für Covid 19 eine Sterblichkeit von "nur" einem Prozent ansetzen, sprechen wir bei einer ungehinderten Ausbreitung des Virus von weltweit etwa 78 Millionen Toten. Allein in Deutschland beliefe sich die Zahl der Opfer dann auf etwa 830.000 Menschen. Da erscheint der Tsunami Weihnachten 2004 mit seinen insgesamt ca. 230.000 Opfern schon fast wie ein Kindergeburtstag. Zum Vergleich: Bei der Grippewelle 2017/2018 - sind in Deutschland wohl über 25.000 Menschen gestorben.

1 Kommentar:

  1. Sie können es nicht lassen. Als "Propagandageschenk" bezeichnet die Zeit die unbestreitbaren chinesischen Erfolge im Kampf gegen Covid-19. Wovor hat die Redaktion eigentlich Angst, dass sie derart ungehemmte Beißreflexe zeigt? Könnte es die Furcht davor sein, dass sich das chinesische Modell auch hierzulande als attraktiv erscheinen wird, wenn das Versagen des Westens erst einmal in seinem ganzen Außmaß begriffen ist (und das wird erst im Mai der Fall sein). Denn schon jetzt ist klar, dass die Bundesregierung eine Durchseuchung der Bevölkerung dem konsequenten Kampf gegen den Virus vorzieht: Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ sich grad mit dem Satz zitieren, dass sich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus infizieren werden.

    AntwortenLöschen