Erneut soll exemplarisch die Auslandsberichterstattung der ARD mit der anderer, weit kompetenterer Quellen verglichen werden - hier am Beispiel von M.K. Bhadrakumar in der Asia Times.
Während die ARD-Korrespondentin den Gipfel der Shanghai Cooperation Organisation (SCO) zum G-7 Konkurrenz-Gipfel aufbläst, begnügt sich Bhadrakumar mit dem Hinweis: "A confluence of regional and international factors makes the 18th summit meeting of the Shanghai Cooperation Organization (SCO) this weekend in Qingdao an event of special interest."
Der ARD-Vergleich ist freilich schon im Ansatz Blödsinn: Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit ist ein förmlicher Zusammenschluss (von zunächst fünf Staaten in 2001) mit Gründungscharta. Die G7 ist - wie es bei wikipedia sehr schön heißt (Hervorhebung durch die Red.) - "ein informeller Zusammenschluss der zu ihrem Gründungszeitpunkt bedeutendsten Industrienationen der westlichen Welt in Form regelmäßiger Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs" seit der Ölkrise von 1975. Die SCO entspricht also eher der OECD - allerdings mit einer deutlichen Sicherheitskomponente.
Bhadrakumar stellt das Treffen in Qingdao denn auch in diesen Zusammenhang:
Die viel wichtigere Nachricht, dass es gelungen ist, die Erzfeinde Indien und Pakistan unter dem Shanghaier Dach an einen Tisch zu bringen, fällt völlig unter den Tisch. Hören wir also Bhadrakumar dazu:
Würden die hyperventilierenden KollegInnen öfter auf die Interessen der Beteiligten statt auf die vermeintlichen gemeinsamen Werte (Freihandel und so) schauen, wäre ihre Berichterstattung wohl kein ganz so schlimmes Trauerspiel.
Statt dessen: Untergang des Abendlandes: "Wie US-Präsident Trump die internationale Handelsordnung zerstört", "Trump stürzt G7 ins Totaldebakel: Seine Reaktion ist absolut verlogen", "Trump spaltet mit dem G7-Eklat den Westen". Ob Trumps nachträglich eingereichter Weigerung, das G7-Abschlusskommunique zu unterzeichnen, ist man hierzulande in hellster Aufregung. Hat man doch die weltweit höchsten Handelsüberschüsse zu verteidigen. Exportweltmeister Deutschland sieht seine Felle davonschwimmen. Interessen statt Werte eben.
Während die ARD-Korrespondentin den Gipfel der Shanghai Cooperation Organisation (SCO) zum G-7 Konkurrenz-Gipfel aufbläst, begnügt sich Bhadrakumar mit dem Hinweis: "A confluence of regional and international factors makes the 18th summit meeting of the Shanghai Cooperation Organization (SCO) this weekend in Qingdao an event of special interest."
Der ARD-Vergleich ist freilich schon im Ansatz Blödsinn: Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit ist ein förmlicher Zusammenschluss (von zunächst fünf Staaten in 2001) mit Gründungscharta. Die G7 ist - wie es bei wikipedia sehr schön heißt (Hervorhebung durch die Red.) - "ein informeller Zusammenschluss der zu ihrem Gründungszeitpunkt bedeutendsten Industrienationen der westlichen Welt in Form regelmäßiger Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs" seit der Ölkrise von 1975. Die SCO entspricht also eher der OECD - allerdings mit einer deutlichen Sicherheitskomponente.
Bhadrakumar stellt das Treffen in Qingdao denn auch in diesen Zusammenhang:
(...) SCO summit is coinciding with a large-scale US-led military exercise under NATO’s umbrella, Saber-Strike 2018, involving 18,000 troops across training areas in Poland, Latvia, Lithuania and Estonia, right on Russia’s doorstep. The highlight of the exercise will be air assault landings to hone the skills for offensive operations. Two more US-led NATO exercises are due on Russia’s borders this year – Trident Juncture, involving 35,000 troops in October and Anakonda in Poland in November. The latter will involve 100,000 troops, 5,000 vehicles, 150 aircraft and 45 warships. (...) NATO plans to hold a summit in Brussels on July 11-12 with an agenda dominated by plans to contain Russia.Die ARD erklärt nicht, warum es wichtig ist etwas über den Gipfel in Ostasien zu lernen, sondern ergeht sich in Bemühungen, uns beizupulen, dass China die erste Geige spielt und Russland am Katzentisch sitzt. Keinen Zweifel darf es daran geben, dass das Ganze im Kern eine Bedrohung darstellt. Wo Bhadrakumar Zahlen sprechen lässt, greift man bei der ARD allerdings lieber auf Adjektive zurück:
Beispiellos waren auch die russisch-chinesischen Marine-Manöver im Baltikum im vergangenen Jahr. Und die russischen Waffenverkäufe an Peking, darunter hochentwickeltes Kriegsgerät. Als Chinas Verteidigungsminister im April Moskau besuchte, sagte er, er sei gekommen, um Russland gegen die USA "zu unterstützen". Die Sicherheitspartnerschaft erreicht mit Putins Besuch eine neue Stufe. Und mit immer neuen US-Sanktionen ist die China-Annäherung für den Kreml und seine Oligarchen immer mehr eine Notwendigkeit. 2017 hat Russland mehr industrielle Güter in China als in Deutschland gekauft.Aber stop - öh, wer hält das Sanktionsregime gegen Russland immer noch aufrecht (Nord Stream 2 einmal ausgenommen)?
Die viel wichtigere Nachricht, dass es gelungen ist, die Erzfeinde Indien und Pakistan unter dem Shanghaier Dach an einen Tisch zu bringen, fällt völlig unter den Tisch. Hören wir also Bhadrakumar dazu:
Yet another geopolitical reality is that the admission of India and Pakistan will radically change the strategic and political balance within the SCO. (...) they seem willing to settle into an inchoate co-habitation under the Shanghai umbrella. Their participation in the SCO’s bi-annual anti-terror drill in August in Russia’s Urals is a good start. Earlier, they attended the SCO gathering of defense ministers in Beijing in April."Interessen statt Werte", diese Zwischenüberschrift ist im ARD Beitrag abwertend gemünzt: Die sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen und tröten nur sporadisch ins gleiche Horn, soll das suggerieren. Wir sind dagegen eine Wertegemeinschaft, eine Allianz, aus verlässlichen Partnern - sozusagen eine höhere politische und moralische Lebensform.
At least when it comes to China, New Delhi intends to use the SCO forums for intensifying its strategic communication with Beijing. Arguably, SCO forums may witness growing India-Pakistan interaction as well eventually, once the elections in Pakistan in July are over. (...)
The SCO membership may be the best that ever happened to India and Pakistan for sorting out their troubled relationship.
Würden die hyperventilierenden KollegInnen öfter auf die Interessen der Beteiligten statt auf die vermeintlichen gemeinsamen Werte (Freihandel und so) schauen, wäre ihre Berichterstattung wohl kein ganz so schlimmes Trauerspiel.
Statt dessen: Untergang des Abendlandes: "Wie US-Präsident Trump die internationale Handelsordnung zerstört", "Trump stürzt G7 ins Totaldebakel: Seine Reaktion ist absolut verlogen", "Trump spaltet mit dem G7-Eklat den Westen". Ob Trumps nachträglich eingereichter Weigerung, das G7-Abschlusskommunique zu unterzeichnen, ist man hierzulande in hellster Aufregung. Hat man doch die weltweit höchsten Handelsüberschüsse zu verteidigen. Exportweltmeister Deutschland sieht seine Felle davonschwimmen. Interessen statt Werte eben.
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