Sonntag, 18. Dezember 2016

'bomb' und/oder 'missile' vermisst

Manche Berichte checkt MediaWatch mit der Suchfunktion des Browsers, bevor entschieden wird, ob es sich lohnt, alles ganz genau zu lesen. So fehlten in diesem Bericht des Guardian über Probleme mit der Arzmeimittelversorgung im Sudan die Begriffe 'bomb' und/oder 'missile'. Damit war von vornherein klar, dass die Analyse unvollständig ist und einen wichtigen Aspekt - nämlich die Frage des Wiederaufbaus der sudanesischen Pharmaproduktion - unterschlägt.


Bomben? Marschflugkörper? Wikipedia schreibt:
Die asch-Schifa-Arzneimittelfabrik wurde zwischen 1992 und 1996 unter Verwendung von Komponenten aus den USA, Schweden, Italien, der Schweiz, Deutschland, Indien und Thailand erbaut. Die Fabrik beschäftigte über 300 Arbeiter. Die Einrichtung war leicht für ausländische Besucher zugänglich.
Am 20. August 1998 wurde die Fabrik durch einen US-amerikanischen Angriff mit 13 von drei Militärschiffen abgeschossenen Tomahawk-Marschflugkörpern zerstört; dabei wurde auch eine Person getötet und 10 Personen verletzt. Drei Gebäude der Fabrik wurden vollständig zerstört, das vierte schwer beschädigt.
Der deutsche Botschafter im Sudan (...), Werner Daum, informierte am Tag der Bombardierung den deutschen Außenminister Klaus Kinkel, dass man die Fabrik „beim besten Willen“ nicht als Chemische Fabrik bezeichnen könne. Vielmehr produziere die Fabrik „überwiegend Humanarzneien, zum Beispiel Antibiotika, Malariamittel, Medikamente gegen Durchfall, Infusionsflüssigkeiten und einige Tierarzneimittel.“
Beim Guardian berichten sie voller Stolz:
A tea stall under a tree on one of Khartoum’s busiest roads doesn’t look like much to pin your hopes on when seeking to cure a sick child. But dozens of anxious parents and unrelated strangers rush to places like this across Sudan every day – the former to press prescriptions and the latter cash into the hands of volunteers managing a crowdfunding operation that saves children’s lives.
Die Story ist herzerweichend und die scheinbar ausschließlich privaten SpenderInnen ("crowdfunding") werden entsprechend gewürdigt. Auch ist man sich bewusst, dass den Sudan eigentlich immer noch ein Paria-Staat ist. Deshalb schiebt man die Schuld für den Medikamentenmangel auch mehr oder minder pauschal der Regierung in die die Schuhe:
Decades of conflict and the resulting sanctions against the regime of President Omar al-Bashir have crippled investment and development.
Soso. Dem Bericht im Guardian fehlen auch Hinweise darauf, wo die Medikamente denn heutzutage herkommen, die im Sudan gebraucht werden. Immerhin reden wir von einem Markt, der 2014 etwa 450 Millionen US-Dollar ausgemacht hat (pharmexil.com). Wie vermutet, muss auch heute noch der Großteil davon importiert werden:
According to ITC data, over half of Sudan's pharmaceutical imports originated from India, Jordan, Switzerland, Egypt and France. It is forecasted that Sudan and South Sudan's imports of pharmaceutical products would grow at a compound annual growth rate of 6.6%, and reach a value of USD 521mn in 2019. This will be significantly higher than exports (...).

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