Freitag, 18. Juli 2014

Von Serval zu Barkhane

Die Nachricht zu beginnenden Friedensverhandlungen zwischen den Tuareg-Rebellen und der Regierung Malis ist scheinbar völlig an den deutschen KollegInnen vorbeigegangen - gemeldet haben (laut G-News dt.) lediglich die Deutsche Welle, (2), die Welt und die Zeit etwas dazu. Aber erst bei der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua findet man den ausdrücklichen Hinweis, dass der die Verhandlungen vorbereitende Gefangenenaustausch ebenfalls in Algiers, der Hauptstadt Algeriens vorbereitet worden ist.


Reuters geht davon aus, dass Algerien ein vitales Interesse daran hat, dass es an seiner Südgrenze ruhig bleibt. Algiers hat die Truppen an der Grenze schon länger verstärkt (Al Jazeera). Gelegentlich werden von dort Gefechte gemeldet - zuletzt Anfang Juni 2014 (1), (2). Das nordafrikanische Land hat in den 90er Jahren einen blutigen Bürgerkrieg gegen islamistische Gruppierungen geführt.

Islamistische Gruppen (wie z.B. "Ansar Dine", "Aqim") wurden aber auf den Wunsch Malis ganz offiziell von den Friedensverhandlungen ausgeschlossen. Die Franzosen wiederum wollen den Krieg "gegen den Terror" offensichtlich unabhängig vom Verhandlungsergebnis in Algiers weiter führen. Die DW schreibt:
Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian hatte die französische Militäroperation in Mali am Wochenende für "faktisch beendet" erklärt. Allerdings sollen die 1700 französischen Soldaten sich nun an einem Einsatz gegen den Terrorismus in der Sahelzone beteiligen. Die Operation "Barkhane" [zu dt. 'Sicheldüne'] soll insgesamt 3000 französische Soldaten umfassen.
Parallel dazu geht die aus der französischen Intervention SERVAL hervorgegangene UN-Friedensoperation MINUSMA weiter.

Laut DW ist Mali in den Verhandlungen mit den Tuareg zu Konzessionen bereit, sofern sie die Einheit des Landes nicht in Frage stellen. Damit kann eigentlich nur eine - mehr oder minder umfassende - Autonomielösung für die Tuareg im Norden des Landes gemeint sein. Bei der DW heißt es:
Malis Regierung steht mit dem Rücken zur Wand. Drei Viertel des Landes seien wieder unter der Kontrolle der Rebellen, seit die Tuareg-Rebellen in der Region Kidal im Mai 2014 eine Großoffensive gestartet hatten, heißt es von einem algerischen Diplomaten: "Die bewaffneten Gruppen befinden sich in einer starken Position." Die Rebellen setzen sich für eine weitgehende Autonomie des Nordens ein, viele wünschen sich einen eigenen Staat mit dem Namen "Azawad".
MediaWatch geht davon aus, dass derartige Konflikte - von Europa nur wenig beachtet aber durch Waffenlieferungen und Truppen befördert - noch Jahre (oder Jahrzehnte) weiter gehen und den Hass auf den Westen auch in Westafrika noch verstärken werden. Und dafür wird es wenig ausschlaggebend sein, ob die Aufständischen auf ethnische und/oder religiöse Gemeinsamkeiten zurückgreifen, um sich zu organisieren.

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