Beim Wort Kinderarbeit schrecken fast alle Menschen in den Industrieländern nervös auf, und ihr schlechtes Gewissen meldet sich sofort und mit vollem Gewicht. Kinderarbeit geht gar nicht, und man will nicht an ihr Schuld sein, möglichst gar nichts damit zu tun haben. Manchmal allerdings kann man ihr als Konsument kaum ausweichen - etwa wenn man Schokolade nascht.
Bevor wir inhaltlich einsteigen, wird Ihr/Euer ergebenster MediaWatch Redakteur ein Bekenntnis vorausschicken: Er hat selbst als Kind manchmal gearbeitet - ohne ausreichenden Arbeitsschutz (z.B. vor Lärm) und praktisch ohne Sicherheitsvorkehrungen. Allerdings hatte ich das unschätzbare Privileg, dass ich nicht musste. Ich hab es freiwillig in den Ferien und aus Freundschaft getan - dann aber praktisch täglich. Das war physisch sehr harte Arbeit in den 70er Jahren auf einem Bauernhof in Norddeutschland der in Familienbesitz war und später aufgegeben werden musste. Angefangen hab ich im Alter von 12 Jahren; an arbeitsrechtliche Fagen hat niemand auch nur im Traum gedacht - auch in meiner eigenen Familie nicht.
Ich berichte davon, weil ich mit gewissem Recht behaupten kann, eine paar wichtige Dinge über Kinderarbeit aus erster Hand gelernt zu haben: Zwar brauchte ich das bisschen Geld nicht zum Überleben und war keinen existenziellen Zwängen ausgeliefert. Aber die Anerkennung war wichtig, zu zeigen, dass man etwas leisten kann und auch die Freude über die wachsenden Fähigkeiten und Körperkräfte. Und es gab Sachen zu lernen, an die im heimischen großstädtischen Gymnasium kein Gedanke 'verschwendet' wurde (zum Beispiel mit Tieren umgehen können). Nebenbei half die Arbeit auf dem Hof, Selbstbewusstsein und Techniken der Selbstbehauptung zu erwerben.
Der Anlass zu diesem Posting ist natürlich die Nachricht, dass Bolivien jetzt Kinderarbeit reguliert, anstatt sie abzuschaffen und sogar Kindern ab 10 Jahren das Arbeiten erlauben will. Die FAZ berichtet differenziert über die Novellierung des entsprechenden Gesetzes. Besonders wichtig:
MediaWatch meint: Besser sind wirkungsvolle Kontrollen als wirkungslose Verbote. Besser ist es, arbeitende Kinder zu organisieren und vor allem auszubilden, als die Kinder in die Illegalität zu verbannen wo sie unsichtbare Sklaven werden. Mit deisem Blick auf das Problem hatte MediaWatch vor einiger Zeit die Arbeit der Hilfsorganisation ProNats vorgestellt. Auch die weitaus bekanntere Kinderhilfsorganisation terre des hommes hat einen differenzierten Blick auf das Problem:
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) meldet Fortschritte bei der Bekämpfung der Kinderabeit und folgende Daten weltweit:
Seit 2000 ist die Zahl der arbeitenden Kinder weltweit um etwa ein Drittel von 246 auf 168 Millionen Kinder gefallen. Bei Mädchen sind die Zahlen gegenüber dem jahr 2000 um 40 Prozent zurückgegangen, bei Jungen um 25 Prozent. Aber mehr als die Hälfte aller betroffenen Kinder (85 Mio.; in 2000 waren es noch 171 Mio.) leisten gefährliche Arbeiten.
In Asien arbeiten 78 Mio. Kinder (etwa 9 Prozent aller Kinder) und uim subsaharischen Afrika sind es 59 Mio (rund 20 Prozent aller Kinder). In Lateinamerika und der Karibik sind es 13 Mio. (knapp 9 Prozent aller Kinder) - im Mittleren Osten und Nordafrika sind es 9,2 Mio. (knapp 8,5 Prozent).
Mit 98 Mio. Kindern bleibt die Landwirtschaft der bedeutendste Sektor für Kinderarbeit. Fast 60 Prozent der kindlichen Plackerei findet hier statt. Im Dienstleistungbereicht arbeiten 54 Mio. und in der Industrie 12 Mio. Kinder.
Bevor wir inhaltlich einsteigen, wird Ihr/Euer ergebenster MediaWatch Redakteur ein Bekenntnis vorausschicken: Er hat selbst als Kind manchmal gearbeitet - ohne ausreichenden Arbeitsschutz (z.B. vor Lärm) und praktisch ohne Sicherheitsvorkehrungen. Allerdings hatte ich das unschätzbare Privileg, dass ich nicht musste. Ich hab es freiwillig in den Ferien und aus Freundschaft getan - dann aber praktisch täglich. Das war physisch sehr harte Arbeit in den 70er Jahren auf einem Bauernhof in Norddeutschland der in Familienbesitz war und später aufgegeben werden musste. Angefangen hab ich im Alter von 12 Jahren; an arbeitsrechtliche Fagen hat niemand auch nur im Traum gedacht - auch in meiner eigenen Familie nicht.
Ich berichte davon, weil ich mit gewissem Recht behaupten kann, eine paar wichtige Dinge über Kinderarbeit aus erster Hand gelernt zu haben: Zwar brauchte ich das bisschen Geld nicht zum Überleben und war keinen existenziellen Zwängen ausgeliefert. Aber die Anerkennung war wichtig, zu zeigen, dass man etwas leisten kann und auch die Freude über die wachsenden Fähigkeiten und Körperkräfte. Und es gab Sachen zu lernen, an die im heimischen großstädtischen Gymnasium kein Gedanke 'verschwendet' wurde (zum Beispiel mit Tieren umgehen können). Nebenbei half die Arbeit auf dem Hof, Selbstbewusstsein und Techniken der Selbstbehauptung zu erwerben.
Der Anlass zu diesem Posting ist natürlich die Nachricht, dass Bolivien jetzt Kinderarbeit reguliert, anstatt sie abzuschaffen und sogar Kindern ab 10 Jahren das Arbeiten erlauben will. Die FAZ berichtet differenziert über die Novellierung des entsprechenden Gesetzes. Besonders wichtig:
Ende vergangenen Jahres hatten von Kindern gegründete Gewerkschaften in La Paz protestiert und um eine Herabsetzung des Mindestalters für Kinderarbeit gebeten. Gleichzeitig wollten sie ihre Rechte mit dem Gesetz gestärkt sehen. Parallel sind jetzt auch Sozialprogramme vorgesehen.Der Tagesspiegel weist darauf hin, dass Evo Morales, der Präsident des Andenlandes, selbst als Kind und Jugendlicher gearbeitet hat.
MediaWatch meint: Besser sind wirkungsvolle Kontrollen als wirkungslose Verbote. Besser ist es, arbeitende Kinder zu organisieren und vor allem auszubilden, als die Kinder in die Illegalität zu verbannen wo sie unsichtbare Sklaven werden. Mit deisem Blick auf das Problem hatte MediaWatch vor einiger Zeit die Arbeit der Hilfsorganisation ProNats vorgestellt. Auch die weitaus bekanntere Kinderhilfsorganisation terre des hommes hat einen differenzierten Blick auf das Problem:
terre des hommes will die Kinderarbeit nicht generell bekämpfen, wohl aber jede Form der Ausbeutung. (...) Gefördert wird auch die Selbstorganisation arbeitender Kinder, die für bessere Arbeitsbedingungen und das Recht auf Gesundheit kämpfen. Wer wirksam gegen die Ausbeutung von Kindern vorgehen will, muss Alternativen schaffen. terre des hommes fordert, dass alle Kinder frei und kostenlos zur Schule gehen können.
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) meldet Fortschritte bei der Bekämpfung der Kinderabeit und folgende Daten weltweit:
Seit 2000 ist die Zahl der arbeitenden Kinder weltweit um etwa ein Drittel von 246 auf 168 Millionen Kinder gefallen. Bei Mädchen sind die Zahlen gegenüber dem jahr 2000 um 40 Prozent zurückgegangen, bei Jungen um 25 Prozent. Aber mehr als die Hälfte aller betroffenen Kinder (85 Mio.; in 2000 waren es noch 171 Mio.) leisten gefährliche Arbeiten.
In Asien arbeiten 78 Mio. Kinder (etwa 9 Prozent aller Kinder) und uim subsaharischen Afrika sind es 59 Mio (rund 20 Prozent aller Kinder). In Lateinamerika und der Karibik sind es 13 Mio. (knapp 9 Prozent aller Kinder) - im Mittleren Osten und Nordafrika sind es 9,2 Mio. (knapp 8,5 Prozent).
Mit 98 Mio. Kindern bleibt die Landwirtschaft der bedeutendste Sektor für Kinderarbeit. Fast 60 Prozent der kindlichen Plackerei findet hier statt. Im Dienstleistungbereicht arbeiten 54 Mio. und in der Industrie 12 Mio. Kinder.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen