Am 22. April 2014 war es wieder so weit. Spiegel Online jagt die Chemiewaffensau durch die Republik. Diesmal geht es angeblich um Sarin, ein hochgiftiges Nervengas auf Phosphorbasis. Am 23. April wird dann schnell nachgelegt: "NATO in Sorge um ChemieWaffeneinsatz in Syrien" und "USA bezweifeln Israels Bericht über über Giftgas-Einsatz in Syrien". Vor allem die ersten beiden Meldungen schreiben natürlich alle ab (G-News. dt.).
Das begleitende Foto von SPON ist eine Beleidigung für die Intelligenz der LeserInnen - die paar armen, verendeten oder ermeuchelten Schafe kann man für ein paar dutzend oder hundert Euro in jeder Kleinstadt zusammensammeln lassen und dann dem Kollegen von Reuters vorlegen. Dass es weder eine Ratte noch einen Hund oder Menschen erwischt hat (Giftgas nimmt es da nicht so genau), macht die Sache nicht glaubwürdiger.
Wie intensiv das Propaganda-Sperrfeuer ist, merkt man erst - gepriesen sei das Internet - wenn man die Suche "chemiewaffen syrien" auf einzelne Domains wie etwa www.spiegel.de beschränkt: Da fanden sich am 23. April 2013 gegen 23:00 stolze 727 Ergebnisse. Bei Bild sind es 1480, bei der Zeit 1060 bei Welt volle 3530, bei der taz 607, bei der FAZ 462 und bei der ARD immerhin noch 340 Treffer. Wird schon was hängen bleiben.
Wahrscheinlich zählt Google einige Treffer doppelt oder gar mehrfach - so genau kann Euer/Ihr ergebener Redakteur das für einen Blogeintrag nicht prüfen. Dennoch ist diese Umschau frappant: Der Bürgerkrieg in Syrien dauert jetzt rund zwei Jahre, das sind etwa 750 Tage oder 107 Wochen. Wenn Google jede Meldung in der Ergebnisliste fünf Mal darstellt, hat die FAZ seit Kriegsbeginn fast jede Woche eine entsprechende Meldung gebracht und die (in der Printausgabe von vielen Bundeswehroffizieren gelesene) Welt in der Online Version fast täglich. Auch MediaWatch hat das Thema bereits einmal aufgegriffen. Allerdings gab es bis heute keinen Anlass, den damaligen Hinweis auf die offizielle Linie des Assad-Regimes zu revidieren.
Dienstag, 23. April 2013
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