Mittwoch, 25. Mai 2011

Unabhängige Informationen sind schwer zu bekommen

Seit Wochen werden in Syrien Menschen von den Sicherheitskräften umgebracht, doch unabhängige Informationen sind schwer zu bekommen. MediaWatch hat deshalb lange mit einer Äußerung gewartet.

Mittlerweile beläuft sich der body count für das stratgisch wichtige Land im Herzen des Nahen Ostens nach Angaben der westlichen Presse jedoch auf 1000 Tote im Verlauf der jetzt rund zwei Monate dauernden Unruhen (G-News dt.). Die Meldung ist problematisch - zum einen wegen der 'schönen' runden Zahl und zum anderen, weil sie zeitgleich mit neuen Atomschreckgespensten gestreut wird (G-News dt.). Das liest sich dann so: "Syrien baute 'sehr wahrscheinlich' Atomreaktor" (Süddeutsche.de). Doch das Gebäude war 2007 von Israel zerbombt wurden (Standard).

Demgegenüber schrieb das Neue Deutschland schon vor einigen Tagen von 900 Opfern der Proteste, unter denen sich allerdings auch 150 Angehörige der Sicherheitskräfte befinden sollen. Auch STRATFOR hielt es für angebracht, eine Meldung aus Damaskus weiterzuverbreiten, nach der am 6. Mai zehn Soldaten und Polizisten bei Auseinandersetzungen in Homs umkamen. (Wer die ganz Nachricht lesen will, muss seine Email-Adresse angeben und bekommt den Text dann zugesandt.)

Differenziert hat sich auch die International Crisis Group in einer Presseerklärung vom 3. Mai 2011 geäußert (Hervorhebungen durch die Redaktion):
Although one cannot exclude possible foreign involvement in the ongoing crisis, credible evidence points to abundant instances of excessive and indiscriminate state violence, including arbitrary arrests, torture and firing into peaceful crowds. At its core, this is a spontaneous, peaceful, popular uprising, fuelled far more by the regime’s own actions than by any putative outside interference. There are plausible reports of security forces being ambushed by unidentified armed groups, as well as of protesters firing back when attacked. But for those on the ground, there can be no doubt that the vast majority of casualties are the result of regime brutality. The regime is also fanning the flames of sectarianism, spreading rumours of impending attacks targeting specific groups. Sectarian tendencies no doubt exist in parts of the country. But the authorities’ tactics betray a determined and cynical attempt to exploit and exacerbate them.
Doch eine entscheidende Information fehlt auch hier: Syrien wurde grad von einer katastrophalen mehrjährigen Dürre heimgesucht, (MediaWatch berichtete) deren Ausmaße weiterhin voll zu spüren sein dürften.

Wer sich für den geschichlichen Hintergrund der derzeitigen Herrschaftsstrukturen in Syrien interessiert, ist in englischer Sprache gut mit einem aktuellen Bericht in der New York Review of Books beraten. Doch auch der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag ist ok.

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