Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch
Die Sklavin Joanna
Da Stedmans Truppe wegen der Eitelkeit des Gouverneurs zunächst nicht gegen die Rebellen eingesetzt wird, vergnügen sich die oberen Ränge der Leutnants und Offiziere und besuchen "zu eitler Zerstreuung" das Nachbarland Guyana, wo Sredmann am Gerichtshof die 15-jährige Joanna kennenlernt, die dort in Diensten steht. Stedman verliebt sich augenblicklich in sie, selbstverständlich ist sie Mulattin und wird als wunderschön und edel beschrieben, außerdem gebildet und ganz offensichtlich auch überdurchschnittlich intelligent.
Joanna, Stich nach Zeichnung von Jan Stedman |
Kruythoff stirbt laut Stedman kurz nach diesem gescheiterten Versuch darauf vor Gram, während Mr. D.B. einen guten Teil seiner Sklaven an die Rebellen in den Wäldern verliert, weil er sie bestialisch behandelt.
Hoch verschuldet muss Mr. D.B. aus der Kolonie fliehen - seine Frau, die er zurücklässt, kommt dabei für seine hinterlassenen Schulden ins Gefängnis. Auch sie kann schließlich mithilfe eines holländischen Kapitäns Richtung Holland entfliehen, und Joanna gelangt nun in die Obhut ihrer schwarzen Tante, die eine Freie ist. Diese Situation ist prekär, da Joanna damit weiterhin jederzeit in den Besitz anderer Käufer gelangen kann.
Stedman bittet in dieser Angelegenheit einen Freund aus Surinam, den er in der kurzen Zeit seines Müßiggangs gewonnen hat, Joanna die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen - in der Hoffnung, er werde sie ihr übergeben. Dieser heimliche Plan scheitert an Joanna selbst, die ihre Lage völlig unromantisch einzuschätzen versteht:
...she rejected every proposal of becoming mine upon any terms. She was conscious, she said, 'that in such a state, should I soon return to Europe, she must either be parted from me for ever, or accompany me to a part of the world " where the inferiority of her condition must prove gracely to the disadvantage of both herself and her benefactor, and thus in either case be miserable.' In which sentiments Joanna firmly persisting, she was immediately permitted to withdraw, and return to the house of her aunt.Wie schon Kruythoff bei Joannas Mutter gelingt es auch Stedman während seines gesamten Aufenthalts in Surinam nicht, Joanna freizukaufen. Denn obwohl er am Ende in den Rang eines Offiziers aufsteigt, ist die Summe für ihren Freikauf für ihn einfach zu hoch, .
Der Truppenalltag in der Kolonie
Im Kampf gegen die Rebellen muss Stedman mit seiner Truppe, die er größtenteils eigenständig befehligt, mehrere Monate lang an den Flussufern von Comewina und Cottica ausharren, um u.a. das nahe gelegene Fort Zelandia zu verteidigen. Um seine Lage zu verbessern, wird Stedman im Laufe seines Einsatzes gezwungen, seinen Lohn, der zudem nur unregelmäßig fließt, für Proviant auszugeben, den er oft mit seinen Untergebenen teilt. Die Proviantlieferungen sind ausgesprochen kärglich und fallen oft durch die Überfälle der Rebellen oder Überschwemmungen an den Flussläufen, die dafür überquert werden müssen, oft ganz aus. Die Kameradschaftlichkeit Stedmans trägt erheblich dazu bei, seine Untergebenen bei Laune zu halten und Meuterei zu vermeiden.
"Group of Negroes imported to be sold for Slaves", Stich nach Zeichnung von Jan Stedman |
Die Barbarei der Siedler
Auch viele der eigenen Leute sterben, vorwiegend Seeleute und
zwar durch die barbarische Behandlung der Siedler selbst. Die einfachen
Matrosen der frisch angekommenen Kauffahrtsschiffe werden von den
Sklavenhaltersiedlern nach Stedmans Angaben schlechter behandelt als ihre eigene
Sklaven. Mit schwer beladenen Booten müssen sie bei größter Hitze die
Flüsse hinauf und hinunter schippern, um die Kolonialwaren Kaffee und
Zucker zu den Handelsschiffen zu transportieren. Dabei sterben täglich
vier bis fünf von ihnen. Sie werden praktisch kaum verpflegt und
arbeiten Tag und Nacht, wobei sie auch für viele Knechtsdienste im Haus
herangezogen werden, um - laut Stedman - die kostbaren Sklaven zu
schonen.
...while by this usage thousands are swept to the grave...nor dare the West India Captains to refuse their men, without incurring the displeasure of the planters, and seeing their ships rot in the harbour without a loading; nay, I have heard a sailor fervently wish he had been born a negro, and beg to be employed amongst them in cultivating a coffee plantation.Wer's noch nachholen möchte: Hier geht es zu Teil 1 und zu Teil 2. Weiterlesen in Teil 4.
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