Ein Gastbeitrag von Ina Zeuch
Der Einsatz
Zum Zeitpunkt von Stedmans Einsatz nach der langen Wartezeit ist das Regiment, mit dem er angekommen ist, von 530 auf 390 Mann geschrumpft "by death and sickness, the hospital being crowded by invalids of every kind". Immer wieder muss die Truppe auf Sklaven und Kollaborateure als Söldner zurückgreifen. So sind auch zwei ehemalige Rebellenführer im Regiment von Oberst Fourgeoud. Diese erlangten ihre Straffreiheit durch einen Verrat, durch den ihr Befehlshaber namens Atta dem Landeshauptmann in die Hände der Kolonie von Berbice fällt, einer niederländischen Besitzung in Guyana. Beide Kollaborateure sind nun als private Söldner im Regiment von Colonel Fourgeoud und werden zu seinen bevorzugten Kriegern."Spring of a Cotton Tree", Stich nach Zeichnung von Jan Stedman |
Den äußerst geschickten Spionen der Rebellen fallen immer wieder ganze Abteilungen der Kolonialtruppen zum Opfer. Sie überraschen die feindlichen Soldaten beim Bad, wenn sie ihre Waffen nicht parat haben oder locken sie durch deutliche Zeichen ihrer Anwesenheit in den Hinterhalt - meist in die Sümpfe, denen sie nicht entkommen können. Hinzu kommt das ungeschickte Verhalten des Gouverneurs, der misslungene Einsätze abstraft, indem er immer wieder droht, Oberst Fourgeoud abzusetzen.
Diese Drohungen verunsichern die ohnehin geschwächte Truppe zusätzlich. Auch gelingt es den Rebellen immer wieder, Gefangene zu machen. Die Vorstellung, dass diese Gefangenen den schwarzen Rebellen als Sklaven dienen müssen, ist dabei besonders unrühmlich. Stedman spart zudem nicht mit der Beschreibung der Unfähigkeiten seines eigenen Oberhaupts, des Oberst Fourgeoud:
Though unconquerably harsh and severe to his officers, he was however not wanting in affability to the private soldiers. He had read, but had no education to assist him in digesting what he read. In short, few men could talk better, but on most occasions, few could act worse.Die durch den Zwist zwischen Fourgeoud und dem Gouverneur immer wieder erzwungenen Pausen lassen Stedman genügend Zeit, die Flora und Fauna zu studieren und zu zeichnen. Auch beschreibt er Kanus, Häuser, Alltagsgeräte der Kolonie. Dabei ist er an der freien schwarzen Bevölkerung ebenso interessiert wie an den schwarzen Söldnern, von denen er sich beraten lässt, wie man sich unter dem harten tropischen Klima am besten fit hält.
Er lässt auch nicht die konkrete Entlohnung seiner eigenen Leute aus, die beträchtlich zur schlechten Stimmung beiträgt. Am 3. Juli 1773 geht es zur Festung von Amsterdam mit "four subalterns, two serjeants, three corporals, thirty-two privates, two pilots, twenty negroes, and my black boy Quaco".
Schwarzer Söldner, Stich nach Zeichnung von Jan Stedman |
...that most numbers of the negroes offered for sale have been taken in battles, and made prisoners of war; while many others have been scandalously kidnapped, and some others transported for offences... These groups of people are marched from every inland part, to the factories erected by different nations upon the coast, where they are sold, or more properly speaking, bartered, like the other productions of their country, viz. gold, elephants teeth, &c. to the Europeans, for bars of iron, firearms, carpenters tools, chests, linens, hats, knives, glasses, tobacco, spirits, &c.Die ständige Präsenz der Truppen der Society of Surinam und die mühsamen Siege, die schließlich erzielt werden, führen letzlich zum Erfolg. Bei Stedmans Rückkehr nach Holland sind fast alle Rebellenunterschlüpfe ausgehoben. Dabei haben ihnen nicht zuletzt Überläufer geholfen, die durch die oft grausame Behandlung, die sie durch ihre Anführer erfahren haben, als nützliche Kollaborateure in die Arme der kolonialen Truppen getrieben wurden.
Schluss
Stedman verlässt die Kolonie Surinam ohne Joanna. Der gemeinsam gezeugte Sohn erlangt tatsächlich kurz vor seiner Abreise nach unsäglich mühseligen Verhandlungen und unter Einsatz aller Beziehungen, die Stedman aufbringen kann, die Freiheit. Bis zum Schluss aber verweigert Joanna, die mit Unterbrechungen mit Stedman zusammenlebt, mit ihm nach Europa zu gehen. Ihre Gründe bleiben dieselben wie zu Anfang. Sie sieht für sich keine Zukunft in einer Umgebung, die den Rassismus und den Kolonialismus hervorgebracht hat und vermutet, dass eine Verbindung mit ihr seine weitere Karriere behindern könnte. Sie bleibt in Surinam zurück und stirbt am 5. November 1783. Gerüchte besagen, dass sie aus Neid auf ihren Wohlstand und ihrer besonderen Stellung wegen vergiftet worden sei. Stedman selbt stirbt 1797 im Alter von 53 Jahren im englischen Devonshire.Der gemeinsame Sohn John wird mit einer ‘Rechnung‘ von knapp 200 Pfund, die Stedman für ihn noch zu begleichen hat, zu ihm nach England geschickt – als freier Mann. Er erhält eine Ausbildung in Großbritannien und geht danach ebenfalls zur See. Mit unbekanntem Datum gilt er während einer Seereise nach Jamaica als verschollen.
Stiche nach Zeichnungen von Jan Stedman |
Teil 1, Teil 2 und Teil 3.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen