Dienstag, 12. Dezember 2023

Fundstücke CCCXXVII

Venezuela/Guyana: Die Menschen in Venezuela reklamieren Essequibo in einer Abstimmung für ihr Heimatland. Das könnte durchaus auf einen Krieg (mit den USA) hinauslaufen. (Die ebenso umstrittenen wie riesigen Ölvorkommen liegen übrigens vor der Küste...)

Niger: Die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) hungert das ohnehin bitterarme Sahelland seit dem Putsch Ende Juli systematisch  aus - wohl vor allem aufgrund des Drucks aus der EU, weil Niamey ein Migrationsabkommen gekündigt hat (hat tip German-Foreign-Policy.com). Nahrungsmittel müssen i.d.R. über Burkina Faso beschafft werden, Medikamente fehlen und aus Nigeria kommt kein Strom mehr. Die Menschen demonstrieren dagegen - auch in Norden Nigerias.
Die Junta reagiert und kündigt die militärische Zusammen mit der EU auf (ARD). Die USA behalten aber ganz offensichtlich ihren Drohnenflugplatz bei Agadez.

Migration: Israel hat sich schon länger bemüht bis zu 100.000 Arbeitskräfte aus Indien anzuwerben, um  entlassene PalästinenserInnen vor allem am Bau und im Gesundheitswesen zu ersetzen (Uwe Kerkow bei Telepolis).
Nun sollen noch 20.000 Menschen aus dem völlig verarmten Sri Lanka hinzukommen, die vor allem auf den Farmen des westasiatischen Kriegslands malochen sollen (SCMP).
Diese Maßnahme scheint aus Sicht Tel Avivs auch deshalb dringend geboten, weil seit Anfang Oktober über 17.000 GastarbeiterInnen dem BesatzerInnensstaat den Rücken gekehrt haben darunter fast 10.000 aus Thailand  (The Cradle). 

Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen hat sich zwar längst nicht erledigt. Doch die Menschen in muslimischen Ländern von Marokko bis Malaysia gehen jetzt immer öfter dazu über, US-amerikanische und ganz allgemein westliche Produkte, Dienstleister Fast-Food- und Handelsketten zu boykottieren (Marocco World NewsNew Straits Times, Reuters).

Reis: Für alle, die es beim Einkaufen im Supermarkt noch nicht gemerkt haben sollten... Reis ist jetzt wieder fast so teuer wie zu Zeiten der Nahrungsmittelkrise 2008 (ZeroHedge).

Steuern: "Historisch" nennt attac einen Beschluss der Generalversammlung der Vereinten Nationen nach dem Verhandlungen über ein UN-Rahmenübereinkommen im Steuerbereich aufzunehmen sind. Bislang wurde internationale Steuerpolitik lediglich in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung verhandelt.
Auch der von der Redaktion sehr geschätzte Africa Confidential ist der Meinung, dass "afrikanische, asiatische und lateinamerikanische Staaten bei der UNO eine Abstimmung über eine Steuerreform gewonnen [haben] - sie könnte die Einnahmen erhöhen und ihnen helfen, gestohlenes Geld aufzufangen". Der Bericht ist auch deshalb lesenswert, weil er noch einmal auf die illegitimen Finanzströme (illicit financial flows) in der Weltwirtschaft hinweist, die nur eine Richtung kennen: von Süden nach Norden. Interessant ist auch, dass Nigeria die Koalition von 125 Staaten angeführt hat, die die Abstimmung in der UN-Generalversammlung für sich entschieden hat.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen