Dienstag, 13. Juli 2021

Feuerpause zur Regenzeit

Endlich gibt es auch mal in deutscher Sprache eine hochwertige Zusammenfassung der jüngeren Ereignisse in Äthiopien - wenig überraschend bei Telepolis. Das Feature bietet mehrere interessante Überlegungen und Einblicke. 

Der aktuelle, von Addis Abeba ausgerufene Waffenstillstand ist offensichtlich so ausgelegt, dass er der Zentralregierung während der Regenzeit eine Atempause verschafft. Denn der bisherige Feldzug ist ziemlich desaströs verlaufen und wäre ohne die Unterstützung Eritreas und irreguläre amharische Verbände vermutlich gescheitert. Der Bericht fasst die Politik der äthiopischen Regierung unter Abiy Ahmed Ali als Bemühung zusammen:

Tigray [...] einzuschnüren und eine unabhängige Versorgung unmöglich zu machen.
[...]
Insbesondere in den eroberten Gebieten im Westen und Süden Tigrays wird die Militärpräsenz zurzeit massiv erhöht, um Tigray einerseits von einer möglichen Versorgung über den Sudan abzuschneiden und andererseits einen Vormarsch der TDF und eine mögliche Rückeroberung [amharischer Gebiete] zu verhindern.
Dass die Versorgung der hungernden Menschen auch nur mit dem Notwendigsten trotz Waffenstillstand schwierig ist, bestätigen humanitäre Quellen. Überrascht hat Ihren/Euren MediaWatch-Redakteur auch folgender Passus über Abiy Ahmed Ali:
Bereits kurz nach seinem Amtsantritt schloss er ein Bündnis mit dem ehemaligen Erzfeind Äthiopiens, Eritrea [...] und [...] bekam dafür den Friedensnobelpreis. Mittlerweile kann davon ausgegangen werden, dass dieser Vertrag - dessen Inhalt bis heute unter Verschluss gehalten wird - weniger ein Friedensvertrag war, sondern vor allem der Kriegsvorbereitung gegen die Regionalregierung Tigrays und die TPLF diente.
Vielleicht sollte man in Oslo künftig gänzlich darauf verzichten, irgendwelche PolitikerInnen mit dem Friedensnobelpreis auszuzeichen....

Schuwa Kifle, der Autor der Analyse, sympathisiert offensichtlich mit der Sache Tigrays. Er will ein späteres Auseinanderbrechen Äthiopiens nicht ausschließen, ist gleichzeitig aber so realistisch, zu erkennen, dass ein unabhängiges Tigray wirtschaftlich kaum lebensfähig wäre.

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