Mittwoch, 12. Mai 2021

Fundstücke CCXCV

Kolumbien "verzeichnet seit Jahresbeginn alle 3,5 Tage ein Massaker", berichtet amerika21. Das Portal bringt auch - mindestens mal in deutscher Sprache - die mit Abstand präziseste Berichterstattung über die aktuellen erschreckenden Ereignisse in dem lateinamerikanischen Land: https://amerika21.de/geo/kolumbien.

Westafrika/Tschad: Den Tod des tschadischen Langzeitherrschers Idriss Deby nimmt Telepolis zum Anlass, einen Blick auf die westafrikanischen Sahelländer zu werfen. Es wird auch deutlich, wie die libysche Erbsünde immer noch die gesamte Region destabilisiert. Das Neue Deutschland befürchtet in diesem Zusammenhang einen Bürgerkrieg im Tschad.
Die FR zieht ebenfalls eine kritische Bilanz der 30 Jahre währenden Déby Senior Ära, versäumt aber die Chance, die gewogene Leserschaft auf aktuelle Entwicklungen aufmerksam zu machen - z.B. auf Mahamat Idriss Déby (aka Déby Junior; vgl. etwa Deutsche Welle).

Madagaskar: Die Hungersnot auf der riesigen ostafrikanischen Insel erschreckt sogar die Kollegin bei der ARD obwohl die Menschen dort ja "Hunger gewohnt" seien.

China: Als Versuch, die chinesische Textilindustrie im Zuge des us-chinesischen Handelskriegs kaputtzumachen interpretiert ein Text in der Asia Times die fortdauernden - im Kern übrigens immer noch unbestätigten - Vorwürfe in Bezug auf die Situation in der nordwestlichen Provinz Xinjiang. Bei Bloomberg findet sich ein Hinweis, dass es auch um Solarpanels gehen könnte.

Philippinen: Einen interessanten Bericht über die Schaukelpolitik des philippinischen Präsidenten Rodrigo Roa Duterte zwischen Washington und Peking bringen die Nachdenkseiten.

Migration/EU/Deutschland: Das Neue Deutschland macht darauf aufmerksam, dass weiterhin Tausende unbegleitete Flüchtlingskinder in Deutschland und der EU verschwinden. Das Phänomen ist nicht neu. Etwas daran zu ändern, scheint den Verantwortlichen und Behörden aber nicht möglich oder nicht der Mühe wert zu sein. Seit 2017 sind täglich 17 Kinder verschwunden, hat der Guardian errechnet.
Als ob das Sterben im Mittelmeer (noch einmal Guardian) nicht schon schlimm genug wäre...

Gesundheit: Wenn die sonst fast immer prowestlich gestimmte Asia Times titelt: "Der Westen praktiziert Impf-Apartheid im globalen Maßstab", dann muss schon etwas extrafaul und die Wut gewaltig sein. Das machen auch Sauerstofflieferungen nach Indien nicht wett.
Der Westen hütet eifersüchtig sein Bio-Wissen, die (Vor)Produkte und seine Technologie und nimmt dabei viele Tote in Entwicklungsländern billigend in Kauf. Währenddessen ist China dabei, zur Apotheke der Welt zu werden. Peking enthält sich jedoch des Triumphalismus.

Kultur: Ina Zeuch hat eine Besprechung des spannenden Romans "Roter Mohn" des tibetischen Schriftstellers Alai vorgelegt. Das Buch hat erfreulicherweise nichts mit dem üblichen Ethnopop zu tun.

Gelber Punkt: Weil China keinen Müll mehr nimmt, müssen jetzt die armen TürkInnen unseren Dreck aufarbeiten. Zu diesem Thema gibt's mal wieder eine der feinen Grafiken von Katapult:

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