Ok, die US-Amerikaner und NATO ziehen aus Kabul (denn viel mehr haben ohnehin nicht mehr kontrolliert) ab. Wie aber positionieren sich die Anrainerstaaten nach dem (zumindest offiziellen) Ende des US-geführten Krieges in dem asiatischen Land?
Pakistan werde der wichtigste Partner für Afghanistan bleiben, betont DAWN -
wirtschaftlich dicht gefolgt vom Erzrivalen Indien
(2). Um nicht gleichzeitig die USA und das für Islamabad mittlerweile noch
deutlich wichtigere China gegen sich aufzubringen,
präferiere Pakistan inzwischen aber eine inklusive Regierung und keine
reine Taliban Herrschaft mehr in Kabul, meint die indische ANI. Gleichzeitig will man angeblich aber
keine US-Luftwaffenstützpunkte mehr auf pakistanischem Territorium
dulden.
Iran spielt eine durchaus bedeutende Rolle für Kabul und hat auch ethnische und sprachliche Gemeinsamkeiten mit Afghanistan, was im Westen jedoch völlig ignoriert wird. Teheran pflegt gute Beziehungen zu zentralasiatischen Ländern und wird nun sicherlich versuchen, diese zu intensivieren. Etwas spitz merkt man in Teheran an, dass die guten Beziehungen nach Afghanistan "einige Länder irritiert". Eine Analyse in der Asia Times sieht den Iran als großen Gewinner des US-Rückzugs. Das könnte sich umso mehr bewahrheiten, als eine gute Chance besteht, dass die USA in den Atomvertrag mit Iran wiedereinsteigen und die Stellung des Landes damit erheblich gewinnen würde.
China: M.K. Bhadrakumar geht davon aus, dass die
chinesische Seite die meiste Arbeit
übernehmen muss und wird, um die neue Situation auszukalibrieren. (Vielen
LeserInnen dürfte unbekannt sein, dass China und Afghanistan ein - wenn auch
kurzes - Stück Grenze teilen.)
Peking hätte dabei aber gerne die Vereinten Nationen und die Shanghaier
Organisation für Zusammenarbeit (SCO) mit im Boot. Dass das US-amerikanische
"Problem Afghanistan" jetzt zu einem Stolperstein für Peking
werden könnte, mutmaßt RT.de. Bedeutende Teile des Projekts
Neue Seidenstraße
sollen hier verwirklicht werden und dauerhaft funktionieren. Derzeit
fürchtet China (ähnlich wie Russland) wohl vor allem eine Ausbreitung
politischer Gewalttaten
in Zentralasien und in seiner Provinz Xinjiang.
Indien muss in den nächsten Monaten
sehr genau darauf achten, wie es im afghanischen Kontext auftritt. Nicht nur ist eine zumindest halbwegs funktionstüchtige Arbeitsbeziehung zu
Pakistan nötig, will man die
mühsam erarbeitete Position
nicht wieder
verlieren. Auch die starkem Stress ausgesetzten Beziehungen zu China könnten sich als
Hindernis erweisen.
M.K. Bhadrakumar, der den Subkontinent selbst in
Kabul diplomatisch vertreten hat, wirbt ohnehin ständig für eine aufmerksame
und nach allen Seiten offene indische Außenpolitik.
Im Kontext der aktuellen Veränderungen in Kabul sind seine Argumente
doppelt schlagkräftig. Und er deutet an, dass Afghanistan Mitglied der
SCO werden könnte, in
der China, Indien, Pakistan und Russland Mitglied sind und Afghanistan sowie
Iran Beobachterstatus haben.
Russland hat (erneut) seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Seite erklärt. Dabei hofft Moskau sicher auf Erkenntnisse, die bei der Einhegung möglicher Terrorgefahren (2) zweckdienlich sein könnten, die von Afghanistan ausgehen. Zudem gehen wohl viele in Moskau davon aus, dass US-Truppen nach Usbekistan und Tadschikistan verlegt werden dürften.
Diese Erwartung ist wohl auch von der Vorstellung geprägt, dass die zukünftige Rolle der US-Amerikaner wohl am ehesten auf die des Spielverderbers hinauslaufen dürfte. Washington geht es vor allem darum, den russischen und chinesischen Einfluss in der Region zurückzudrängen. Der Pakistan Observer resümiert: "Somehow, it seems intentional and strategic on part of the US and Nato to dent the ever-increasing Chinese, Russian and Iranian strategic and economic interests in the region.
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