Samstag, 30. September 2017

Fundstücke CCXLVII

Syrien: Bei der Belagerung von Rakka setzen die USA Bomben mit weißen Phosphor ein. Die New York Times versucht dies interessanterweise mit dem Hinweis zu relativieren, dass das Assad-Regime die hochgiftige und brennbare Substanz ebenfalls und wiederholt genutzt habe. Doch wer so agiert und argumentiert, ist genauso verkommen wie der Gegner. (Dass es den Amerikanern in Syrien um die Bekämpfung von IS/Daesh geht, glauben ohnehin nur die ganz Dummen.)
P.S.: Die ARD verschweigt die westliche Verwicklung in die Kämpfe in einem 3-Minuten-Spot völlig.

Jemen: Über das Versagen der bundesrepublikanischen Berichterstattung in Bezug auf den Krieg und die humanitäre Katastrophe im Jemen - und die westliche Mitschuld am Sterben auf der Arabischen Halbinsel - denkt man bei Telepolis nach: "Wahrheitsliebe in Zeiten der Cholera". Saudi-Arabien hat bei den UN dafür gesorgt, dass auch weiterhin möglichst wenig Informationen über diesen Krieg nach außen dringen werden.

Handel/Myanmar: Mythen und Risiken eines Investitionsschutzabkommens zwischen der EU und Myanmar diskutiert ein neues Papier des Transnational Institute.

Hunger trifft heuer 38 Millionen Menschen mehr als noch letztes Jahr. Radio Vatikan nennt diesen Anstieg dramatisch. Ansonsten klingen die paar Schlagzeilen, die Alphabet/Google noch zu dem Thema anbietet, eher gelangweilt.

Wirtschaft: Ein ARD-Beitrag über die europäische Angst vor Chinas Zügen muss leider ohne Faktencheck auskommen:
Ob Chinas Hochgeschwindigkeitszüge als Exportschlager taugen - Zhao Jiang [Bahnexperte an der Pekinger Jiaotong Universität] ist skeptisch: (...)
nur Länder mit einer hohen Bevölkerungsdichte ein wirtschaftliches Interesse, Hochgeschwindigkeitsstrecken zu bauen. "Ich sehe da gar kein anderes Land als China. Indien ist noch zu arm."
Kein Wort über die Möglichkeiten, Flugverkehr mit Hochgeschwindigkeitszügen zu vermeiden und so etwas fürs Klima zu tun. Auch wird verschwiegen, dass auf Java chinesische Hochgeschindigkeitstechnologie zum Einsatz kommen wird und die Inder (aus politischen Gründen) den - allerdings praktisch unbezahlbaren - Shinkansen bereits in Japan bestellt haben. Auch die USA als Zukunftsmarkt (2) werden ignoriert.

Wirtschaft/Umwelt: Die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) warnt, dass die Zeit knapp wird, wenn ein weltweites Abkommen zum Schutz der globalen Fischbestände noch Sinn machen soll.

Umwelt: Im Guardian ist ein guter Artikel über die (zumindest derzeit noch) größte Umweltvandalin des Planeten zu lesen: Angela Merkel. Eine Übersetzung des wirklich lesenswerten Textes hat cives.de vorgelegt.

NRO: Ein Schritt, der Schule macht? Die britische Nichtregierungsorganisation Oxfam verlegt ihr Hauptquartier nach Nairobi (wo man weniger willkommen sein könnte als gedacht). 

Deutschland: Terre des hommes bleibt dran: "Keine Minderjährigen in die Bundeswehr" lautete der Titel der jüngsten Kampagne. 30.000 haben unterschrieben.
- Bloggerkollegen, die das Märchen vom "Twittermädchen aus Syrien" aufgedeckt haben, wurden vom Magazin Stern (Bertelsmann) verklagt. Sie hatten es gewagt, dem Blatt vorzuwerfen, es verbreite Fake-News.
- Das Bundeskabinett hat die Antisemitismusdefinition jetzt so verändert, dass auch "pauschale" Kritik an Israel als Antisemitismus gilt. Die FAZ schreibt dazu: "Die neue Definition soll auch in die Ausbildung von Justiz und Polizei einfließen. Damit soll es unter anderem erleichtert werden, bestimmte Straftaten als antisemitisch einzuordnen."

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