Freitag, 5. Februar 2016

Fluchtursachen bekämpfen

Wenn noch einmal jemand fragt, warum Flüchtlinge aus dem Nahen und Mittleren Osten sogar im Winter übers Meer fahren, zeigt einfach dieses Video (hat tip Independent):


Solche Bilder sind unschön und natürlich muss etwas getan werden. Die Menschen hungern und wollen nur noch eines: weg.
Doch wieder werden die Hilfszusagen als humanitäres Schaulaufen veranstaltet - sowohl von den Verantwortlichen wie von Seiten der KollegInnen. Wer zahlt seinen fairen Anteil, wer tut mehr, wer tut zu wenig? Dabei kommt die Tatsache zu kurz, das insgesamt zu wenig Geld zugesichert wurde und selbst die Zusagen für die nächsten Jahre nicht ausreichen. Und was für Syrien gilt, gilt für andere Krisen und Katasptrophen erst recht.

Hier also die Übersicht der Website der aktuellen Syrien-Geberkonferenz  über den Finanzbedarf 2016. Auf den ersten Blick ist zu erkennen dass in diesem Jahr 7,73 Milliarden US-Dollar (rund sieben Millarden Euro) benötigt werden:


Zugesichert wurden insgesamt neun Milliarden Euro - aber verteilt über mehrere Jahre (Deutschland für drei sowie Großbritannien und die skandinavischen Länder für fünf Jahre). Die Hälfte soll dieses Jahr fließen - also etwa 4,5 Mrd. Euro. Das ist viel, oder?

Naja. Die Welthungerhilfe betont in ihrer Pressemitteilung zur Syrienkonferenz, dass nur ein Ende der Kämpfe und eine politische Lösung das Leid der SyrerInnen beenden könnten. Bis dahin müsse vor allem die katastrophale humanitäre Lage der Menschen verbessert werden. Liest man weiter, merkt man, dass das keineswegs so selbstverständlich ist, wie es sich anhört (Hervorhebung durch die Red.):
Zentraler Bestandteil  (...) muss auch die langfristige Finanzierung der Programme der Vereinten Nationen sein. Die UN braucht mehr als 7 Milliarden Dollar, um die Kriegsflüchtlinge versorgen zu können. Bisher sind die von den Vereinten Nationen für 2015 benötigten Hilfsgelder nur zu knapp 60 Prozent überwiesen worden.
Vgl. auch diese Meldung des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen. Sie stammt vom Juni 2015, und die EU hätte vielleicht gut daran getan, dem Aufruf zu folgen, anstatt drei Milliarden Euro an die Türkei zu überweisen. Wenigstens wäre dann den Menschen direkt geholfen worden.
In einer aktuellen Pressemitteilung des UNHCR werden wir zudem aufgeklärt, dass nicht neun, sondern nur sechs Mrd. US-Dollar zugesichert wurden:
German (...) government pledged US$ 1.3 billion in 2016 alone (...) and announced a similar aid package for 2017 (...)
(...) announcing a US$ 278 million aid package in 2016, the Norwegian Prime Minister Erna Solberg (...)
(...) the UK was doubling its 2016 aid contribution to more than US$ 730 million (...)
Other important pledges include the (...) European Council, (...) who promised US$ 1.2 billion on behalf of the EU for 2016 needs and another US$ 1.39 in multi-year commitment.
The United States of America, (...) pledged US$ 925 million.
Kuwait, (...) contributed (...) US$ 100 million for 2016 and another US$ 200 million in multi-year support. UAE and Saudi Arabia pledged US$ 137 million and US$ 200 million respectively.
Fazit: Wenn die Zahlungsmoral dieses Jahr besser ist als sonst und wenn der Bedarf nicht plötzlich steigt und wenn die Gelder tatsächlich sämtlich zusätzliche Mittel sind, werden die syrischen Flüchtlinge 2016 satt und vielleicht sogar medizinisch sowie bildungsmäßig halbwegs versorgt werden.

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