Donnerstag, 15. Oktober 2015

Das Karusell dreht schneller

Der Angry Arab bekennt, dass er zu der Generation von Arabern gehört, die einst große Hoffungen in die sowjetische Politik im Mittleren Osten gesetzt hätten aber bitter enttäuscht worden sind. All jenen, die nun Hoffnungen in die russische Intervention setzen, prophezeit er eine noch weit ärgere Enttäuschung. Dem ist nichts hinzuzufügen.


Russland schert sich natürlich nicht um die Träume der türkischen Regierung, Syrien zu einem (sunnitisch) islamistisch regierten Vasallen zu machen. Und dass die Amerikaner jetzt ganz offiziell Kurden bewaffnen, ist eine weitere Demütigung Ankaras (AsiaTimes), die weder durch innenpolitische Härte noch durch die Unterstützung des Kalifats (Daesh/ISIS) aufzuwiegen sein wird (Hervorhebung durch die Redaktion):
The Russians forced Washington to find something credible on the ground to support, and Washington turned to the Kurds, the only effective fighting force not linked to ISIS or al-Qaeda. That was precisely the result Turkey had wanted to avoid; the Kurdish military zone in northern Syria links up with Kurdish-controlled territory in northern Iraq, and the two zones form the core of a prospective Kurdish state.

Russia humiliated Turkey, meanwhile, by challenging Turkish fighters inside Turkish airspace, leaving NATO to protest loudly. Nonetheless the US and Germany have deactivated Patriot missile batteries–the only weapon system that represents a threat to Russian fighters–despite urgent Turkish requests to leave them in place. 
Angesichts dessen darf man die Kommuniques der NATO derzeit ruhig als Theaterdonner werten. Ansonsten wäre es an der Zeit, dass mal wieder etwas Hirn vom Himmel regnet. Das wird nämlich dringend in der US-Regierung gebraucht, die jetzt allen Ernstes Ermittlungen aufgenommen hat, um in Erfahrung zu bringen, wie das Kalifat an all die schicken Toyotas kommt (G-News). Der Schock über den Einsatz russischer Marschflugkörper muss ziemlich tief sitzen. Auch die Versuche, Russlands Eingreifen in Syrien als Ablenkungsmanöver vom ukrainischen Konfliktherd darzustellen (1), (2), zeugen von Hilflosigkeit.
Eine geordnete Politik der US-Regierung ist derzeit nicht erkennbar - auch wenn die Berichte in den Massenmedien etwas anderes suggerieren. Telepolis äußert denn auch berechtigte Bedenken, dass Washington in Syrien zur Afghanistanpolitik der 1980er Jahre zurückkehren und bedingungslos radikale Islamisten unterstützen könnte - ggf. sogar mit Luftabwehrwaffen.

Je mehr Gewalt aber innerhalb der Türkei ausgeübt wird, desto schneller dreht sich das Karusell und desto größer werden die Zentrifugalkräfte, die an der Integrität auch der Türkei zerren. (Syrien und den Irak sieht MediaWatch als längst gescheitert an - wenn auch nicht primär aufgrund eigenem Verschulden.)  Diese Kräfte werden umso mehr zunehmen, je weiter die Ausformung kurdischer Gebietskörperschaften an der Südgrenze der Türkei fortschreitet. Während die Türkei zumindest bis zu den nächsten Wahlen mit sich selbst genug zu tun haben dürfte, haben die totalitären Monarchien auf der arabischen Halbinsel den Kampf noch längst nicht aufgegeben. Doch auch hier gibt es deutliche Anzeichen von Hysterie.

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