Die Mediawatch-Redaktion gibt unumwunden zu, dass sie noch auf die deutsche Übersetzung von "Le capital au XXIe siècle" wartet, bevor ein eingehender Blick in das eigentliche Werk riskiert wird. Doch eines scheint jetzt schon klar: Bevor man versucht, den französischen Ökonom zu kritisieren, weil er "vergessen" habe, ökologische Faktoren in seine Überlegungen einzubeziehen, sollte man lieber versuchen zu verstehen, welche Konsequenzen Pikettys Überlegungen haben, wenn man wirtschaftliches Wachstum allen Ernstes einschränken will. Dazu hilft ein Blick auf die hier verlinkte Grafik Piketty_Kapitalertragsraten_und_Wachstum aus dem sehr lesenswerten Beitrag "Verschärft der Kapitalismus die Ungleichheit oder nicht? – Thomas Piketty vs. Peter Bofinger" im Herdentrieb. Wie zu sehen ist, lagen die Kapitalertragsraten lange Jahrhunderte zwischen vier und fünf Prozent obwohl praktisch kein Wirtschaftswachstum vorhanden war.
Wer also einen Zustand niedrigen Wirtschaftswachstums (wieder) anstrebt, muss eine glaubwürdige Antwort auf die Frage anbieten, wie vermieden werden soll, dass sämtlicher gesellschaftlicher Wohlstand sich in den Händen Weniger konzentriert (und unweigerlich zu mittelalterlichen Verhältnissen führt). Ohne eine Antwort auf die Verteilungsfrage zu geben, sollte die ökologische Frage unter der Prämisse des Nullwachstums überhaupt nicht gestellt werden. Nur wenn die Umverteilungswirkung von Steuern (rote Linie in der Grafik) auf Kapitalerträge und Erbschaften groß genug ist, um der Umverteilung von unten nach oben - deren Auswirkungen ohne Wirtschaftwachstum noch endgültiger und unwideruflicher sind als mit - permanent entgegenzuwirken, ist Nullwachstum überhaupt eine hinehmbare Alternative.
P.S.: Wirtschaftswachtum kann allerdings selbstverständlich auch ohne zunehmenden (und sogar bei abnehmendem) Ressourcenverbrauch stattfinden. Friederike Spieker schreibt bei Flassbeck Economics in einem absolut lesenswerten Beitrag über Grundfragen des Wirtschaftswachstum unter anderem:
Wer also einen Zustand niedrigen Wirtschaftswachstums (wieder) anstrebt, muss eine glaubwürdige Antwort auf die Frage anbieten, wie vermieden werden soll, dass sämtlicher gesellschaftlicher Wohlstand sich in den Händen Weniger konzentriert (und unweigerlich zu mittelalterlichen Verhältnissen führt). Ohne eine Antwort auf die Verteilungsfrage zu geben, sollte die ökologische Frage unter der Prämisse des Nullwachstums überhaupt nicht gestellt werden. Nur wenn die Umverteilungswirkung von Steuern (rote Linie in der Grafik) auf Kapitalerträge und Erbschaften groß genug ist, um der Umverteilung von unten nach oben - deren Auswirkungen ohne Wirtschaftwachstum noch endgültiger und unwideruflicher sind als mit - permanent entgegenzuwirken, ist Nullwachstum überhaupt eine hinehmbare Alternative.
P.S.: Wirtschaftswachtum kann allerdings selbstverständlich auch ohne zunehmenden (und sogar bei abnehmendem) Ressourcenverbrauch stattfinden. Friederike Spieker schreibt bei Flassbeck Economics in einem absolut lesenswerten Beitrag über Grundfragen des Wirtschaftswachstum unter anderem:
Wichtig ist festzuhalten, dass die auf Wachstum angewiesene Marktwirtschaft in keiner bestimmten Dimension wachsen muss, dass sie nicht auf Gedeih und Verderb auf zunehmenden Ressourcenverbrauch angelegt ist. Um es platt auszudrücken: Marktwirtschaft funktioniert auch ohne eine steigende Zahl Autos, ja wir können sogar eine abnehmende Zahl Autos mit einer wachsenden Wirtschaft verbinden. Mehr saubere Luft, mehr saubere Böden, mehr sauberes Wasser, mehr Recycling, mehr Gesundheit etc. bis hin zu mehr Zeitwohlstand sind alles Kategorien, die meines Erachtens wachsen dürfen, ohne dass dem die Endlichkeit unseres Planeten entgegen steht. Mit der Befürwortung von Wachstum ist eben noch längst nicht gesagt, was wachsen sollte.
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