Ein spannendes Interview zu der Frage ob (und wenn ja, warum)
deutsche Spitzenjournalisten so erstaunlich konformistisch schreiben,
findet sich bei telepolis: "
Journalismusforschung: 'Ganz auf Linie mit den Eliten'". "Am auffälligsten" sei gewesen, dass Außenpolitik-Ressortleiter Stefan Kornelius (SZ) und Klaus-Dieter
Frankenberger (FAZ), Chefkorrespondent Michael Stürmer (Welt) und
Mitherausgeber Josef Joffe (ZEIT) "stark in US- und Nato-affinen Strukturen eingebunden" seien. Diese Ergebnisse sind für den MediaWatchBlog bedeutsam:
Die
Journalisten lagen ganz auf Linie mit den Eliten und benutzten sogar
klassische Propagandatechniken. (...) Alle vier Journalisten haben an der Münchner
Sicherheitskonferenz teilgenommen, und alle vier haben die Gegner der
Konferenz, die Demonstranten und die Organisatoren der Münchner
Friedenskonferenz, in ihren Artikeln entweder verschwiegen,
marginalisiert oder delegitimiert. Und alle vier argumentierten bei den
Themen Sicherheit, Verteidigung und Auslandseinsätze der Bundeswehr
ähnlich.
Was das heißt? Die Antwort wird mit erfreulicher Klarheit formuliert:
Der klassische Sicherheitsbegriff aus der Zeit des Kalten Krieges meint:
Wir verteidigen unser Territorium, wenn es angegriffen wird. Seit
Anfang der 1990er Jahre verwenden euro-atlantische Eliten aber einen
"erweiterten Sicherheitsbegriff", der alle möglichen Gefahren
einschließt: Terrorismus, Verbreitung von Massenvernichtungswaffen,
Piraterie, Drogen, organisierte Kriminalität, Flüchtlingsströme und
Klimawandel. Wir verteidigen nicht mehr nur unser Territorium, sondern
auch unseren Wohlstand, die Versorgung mit Rohstoffen und Energie und
unsere kommunikationstechnische Infrastruktur. In die Öffentlichkeit
gebracht hat das erstmals der nun verstorbene Peter Struck mit seinem
Satz : "Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt". Diese Lesart
von Sicherheit teilen die deutschen Politiker und auch die
Wirtschaftschefs, die Bevölkerung hat damit aber mehrheitlich ein
Problem.
Chapeau. MediaWatch empfiehlt seinen geehrten LeserInnen diese Sätze bei der Beurteilung künftiger Nachrichten immer im Hinterkopf zu behalten. Das Interview wurde mit Uwe Krüger geführt, der zu dem Thema auch ein Buch (
"Meinungsmacht") verfasst hat.
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