Dienstag, 20. November 2012

Die Spur der Waffen

Das Bonn International Center for Conversion (BICC) hat einen Globalen Militarisierungsindex (GMI) entwickelt, der den Militarisierungsgrad eines Staats ziemlich genau abbildet. Denn der Index betrachtet
• "[die] Militärausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und der medizinischen Versorgung (Anteil am BIP);
• [das] Verhältnis von (para)militärischem Personal, Reservisten und Ärzten zur Gesamtbevölkerung;
• [und die] Anzahl der schweren Waffensysteme im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung."
Demnach belegen Israel, Singapur, Syrien, Russland, Jordanien, Zypern, Kuwait, Aserbaidschan, Bahrain und Saudi-Arabien 2012 die ersten zehn Plätze der Rangliste. Gefettet hat die Redaktion die Staaten, die im Mittleren und Nahen Osten liegen. Unter den 40 hochgerüstetsten Ländern finden sich fast alle Staaten der Region.

Mit dem größten Rüstungsetat der Welt belegen die USA Platz 30 auf der GMI-Rangliste, der Iran folgt erst dahinter auf Rang 34. Interessanterweise liegt China (82) hinter Indien (71). Weitere aufschlussreiche Details findet man in einer deutschsprachigen Pressemitteilung des BICC. Auch die komplette, 135 Staaten umfassende Liste gibt es online. Da das BICC Daten seit den frühen 1990er Jahren ausgewertet hat, liegen entsprechende Zeitreihen vor, die das Zentrum auch in einer Weltkarte aggregiert hat.


Deutsche Waffenhersteller verdienen natürlich an der Aufrüstung besonders im Nahen und Mittleren Osten und in Asien kräftig mit. Dazu German-Foreign-Policy mit einer ebenso knackigen wie deprimierenden Einschätzung der deutschen Waffenexportpolitik anlässlich des aktuellen Rüstungsexportberichts (PDF) des BMWi. Deutschland selbst belegt Rang 86 des GMI. Während die Presse hierzulande praktisch keine Notiz von dieser wertvollen Arbeit genommen hat (Ausnahme Focus), findet sich dagegen in der Asia Times ein umfassender Bericht (G-News engl.).

P.S.: Dass sehr niedrige Militarisierungsgrade keine Garantie für Frieden sind, zeigt das BICC am Beispiel Afrikas. Denn sind Staaten zu schwach, können ihre Sicherheitsapparate den inneren und äußeren Frieden nicht mehr gewährleisten. Mali etwa liegt auf Rang 110 und Nigeria auf Platz 117 der 135 Staaten umfassenden Liste.

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