Montag, 2. Juli 2012

Über Bord geworfen

Erinnert sich noch jemand an den Überfall auf Grenada? Nein? Macht nix, denn hier geht es um den transatlantischen Sklavenhandel, den "African Holocaust", wie er von den englischsprachigen Nachfahren der Überlebenden auch genannt wird. In dem Bild erinnern junge Leute aus Grenada mit ihrer lebenden Unterwasserskulptur an alle die namenlosen Menschen, die während der zwangsweisen Atlantiküberquerung von den Sklavenhändlern schlichtweg über Bord geworfen wurden.

Wie auch immer KunstkritikerInnen das ästethische Resultat dieser Aktion bewerten mögen - Kunst wirkt nicht nur mittels Betrachtung. Das hier ist ein tolles Beispiel für interaktiv erlebte und lebendig gemachte Geschichte.
Hat tip Jones aus New York.


Leider hat Jones sich geirrt: Es sind Skulpturen und keine lebenden Menschen, die der Künstler Jason deCaire Taylor in fünf Metern Wassertiefe bei Grenada aufgestellt hat. Das Werk heißt "Vicissitudes" und hat keinen Bezug zu Sklaverei. Leserin Ann Kathrin aus Berlin hat mich unter Hinweis auf das America's Black Holocaust Museum auf den Fehler aufmerksam gemacht. MediaWatch entschuldigt sich für den Irrtum und dankt Ann Kathrin ganz herzlich für ihren Hinweis.

1 Kommentar:

  1. Manchmal sind die Assoziationen der Kunstbetrachter viel wietergehnder, brisanter und politischer. Eine Unterwasserskulptur-Installation als Erinnerungsstätte für über Bord geworfene Sklaven oder den Suizidfällen, die sich aus Verzweiflung selbst über Bord warfen, wäre eine phantastische und tief berührende Kunst gewesen. So ist es nur extrem außergewöhnlich und aufwändig als Arbeitsweise, die den Inhalt (Metamorphosen durch physikalische Elemente) meiner Meinung nicht rechtfertigt, weil diese Effekte auch überirdisch eintreten würden. Aber die Fotos sind toll.

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