Die Zahl der Menschen, die fliehen müssen, wird in den nächsten zehn Jahren spürbar ansteigen. Davon geht das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) aus. Die Gründe dafür sind komplex und miteinander verwoben: Sie reichen von Armut und Bevölkerungswachstum über Klimawandel, Naturkatastrophen und Konflikte bis zu Wasser- und Ressourcenmangel sowie Engpässen bei der Nahrungsmittelversorgung.
In dem Bericht The State of the World's Refugees "In Search of Solidarity" wird vor allem die rasch steigende Zahl der intern, innerhalb eines Landes Vertriebenen (IDPs) als Herausforderung benannt. Derzeit gibt es weltweit 26 Millionen IDPs und zwischen 15 und 16 Millionen Menschen, die auf ihrer Flucht eine Staatengrenze überquert haben sowie eine weitere Million Asylsuchende. 2011 war die höchste Zahl von Flüchtlingen in den letzten zehn Jahren registriert worden.
Der UN Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres warnte bei der Vorstellung des Berichts, dass Armut und Landflucht zunehmen werden sowie der Druck auf die Ressourcen. Auch die Zahl der weltweiten Krisenherde steige. Als Beispiele nannte Guterres Mali, Syrien, Sudan und Südsudan sowie den Osten der DR Kongo.
Gleichzeitig werde es immer schwieriger und gefährlicher, Flüchtlingen - besonders intern Vertriebenen in Ländern wie etwa Somalia, Jemen oder Afghanistan - zu helfen. In einer Welt, die immer kleiner werde, werde es immer aufwendiger, gute Lösungen für Flüchtlinge zu finden. Meist könnten sie weder zurückkehren, noch sich dort dauerhaft niederlassen, wo sie im Moment leben oder an einen Ort migrieren, an dem sie willkommen sind, beklagte Guterres. Die Möglichkeiten, Flüchtlingen zu helfen, schwänden gerade zu einem Zeitpunkt zu dem immer mehr Menschen dringend auf solche Hilfe angewiesen sind.
70 Prozent aller Flüchtlinge, die vom UNHCR betreut werden, sind schon fünf Jahre oder noch länger unterwegs und weltweit leben 80 Prozent aller Flüchtlinge in Entwicklungsländern. Als Beispiele hob Guterres 1,7 Millionen Afghanen hervor, die in Pakistan leben und die etwa 600.000 Menschen, die mittlerweile in Kenia Schutz suchen.
Das Mandat des UN-Flüchtlingshilfswerkes erstreckt sich ausschließlich auf internationale Flüchtlinge - intern Vertriebene fallen nicht darunter. Doch bemüht sich die UN-Organisation zunehmend auch um sie und um die weltweit etwa 12 Millionen staatenlosen Personen.
Das UNHCR verzeichne zunehmende Probleme die Unterzeichnerstaaten der
UN-Flüchtlingskonvention zur Einhaltung ihrer Pflichten gegenüber
Flüchtlingen zu bewegen. Guterres kritisierte, dass in vielen Industrieländern eine "Festungsmentalität" vorherrscht und die Verantwortung für Flüchtlinge abgewälzt werde. In einer Welt, die multikultureller und multi-ethnischer werde, gelte es jedoch Toleranz einzuüben und Xenophobie zu bekämpfen.
Dieser Beitrag ist zuerst in den DSW-News 2012/06 der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung erschienen.
Donnerstag, 21. Juni 2012
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