Freitag, 3. Februar 2012

Zwei Planeten?

Mit einem üblen Anti-Putin-Foto macht die Zeit einen Kommentar auf, in dem es heißt
Moskau blockiert eine UN-Resolution gegen das Assad-Regime. Es will seine letzte Bastion im Mittelmeer nicht einfach aufgeben.
Na selbstverständlich nicht. Die jüngeren vom Westen geführten Kriege (Ex-Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen) hatten alle auch das Ziel, Moskaus Einfluss zurückzudrängen. Und in allen vier Fällen hat es funktioniert.


Sowohl was den Inhalt als auch was die Qualität angeht, scheint die Asia Times auf einem anderen Planeten verlegt zu werden. Hier findet sich eine recht umfassende Darstellung der Methoden, mit denen die USA, England, Frankreich, Saudi Arabien und Katar versuchen, eine ihnen in Bezug auf Syrien genehme UN-Resolution durchzudrücken:
[The] route to the UN Security Council in the case of Syria this week has been one of bullying, bribery, unprecedented procedural violations at the Arab League, along with media manipulation and significant distortions of reality.
Der Report der arabischen Beobachtermission ist im UN-Sicherheitsrat nicht näher diskutiert worden. Warum?
The report noted its short 23-day mandate found that "many parties falsely reported explosions or violence" (...); also referring to "media exaggeration" in the "nature of incidents and the number of persons killed in incidents". The mission noted it had also been the "target of a vicious media campaign" including publication of statements falsely attributed to the mission's director; and concluded that there needed to be a "commitment of all sides to cease acts of violence, (...) and, ultimately, to lay the ground for the political process ... a process [that] must be accelerated and a national dialogue launched ...".
Einen nationalen Dialog unter Einbeziehung der derzeitigen Regierung kann der Westen nicht gebrauchen. Es könnte sich herausstellen, dass das Regime der sozialistischen Baath Partei mehr Unterstützung genießt, als man zugeben mag. Da setzt man lieber gleich auf "regime change". Weiter heißt es bei der Asia Times über die Beobachtermission:
Paradoxically, the very success of the observer mission has been used by the West as further propaganda in favor of Security Council action. The withdrawal of Syrian security forces from cities and towns, as required by the observers, has been used to present a false picture of the opposition ‘seizing' control of parts of Syria...
und auch:
The extraordinary act of war by Qatar and Saudi Arabia in agreeing to supply weapons to armed insurgents in a fellow Arab state in any other situation would be called state-sponsored terrorism...
Die Angriffe laufen also offensichtlich bereits mit allen - unterhalb eines offiziellen UN-Auftrags - zur Verfügung stehenden Mitteln. Angesichts dieser Tatsache scheint selbst ein Text wie er unlängst im Freitag erschienen ist, noch vergleichsweise zurückhaltend:
Inzwischen deutet vieles daraufhin, dass nicht nur von der Türkei her „Rebellen“ auf syrisches Gebiet vordringen, sondern auch ein Angriff aus der Golfregion nicht auszuschließen ist. Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate sind dabei, sich auch militärisch als regionale Ordnungsmächte zu profilieren ...

3 Kommentare:

  1. Ein interessantes Interview mit Jürgen Todenhöfer in Welt Online zur Situation vor Ort. Der Ex-CDU-Bundestagsabgeordnete war grade da und hat auch Bashir Assad gesprochen. Hat tip Florian aus Berlin.

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  2. Auch die Nachdenkseiten haben sich diesem Konflikt dankenswerterweise angenommen.

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  3. Ergänzend sei darauf verwiesen, dass ein Machtwechsel in Syrien ein wichtiger Eckpfeiler auf dem Weg weg zu einem Krieg gegen den Iran ist. Auch zu diesem Thema gibt es einen ausgezeichneten Hintergrund in der Asia Times.

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