Montag, 21. Februar 2011

Mediale Selektion

Der Economist demonstriert dieser Tage ganz wunderbar, wie mediale Selektion funktioniert:
Natürlich ist man gegen Gaddafi (Libyen) - also wird getitelt: "Blood in the streets".
Wenn die Chinesen präventiv Polizei in Gebieten mit einem hohen Anteil an muslimischer Bevölkerung zusammenziehen, muss das ebenfalls für einen Aufmacher herhalten "China catches a whiff of Yasmine".

Die Schüsse auf die DemonstrantInnen vom 18. Feb. 2011 in Bahrain verschwinden dagegen hinter der Meldung: "Ein unsicherer Waffenstillstand (An uneasy truce)". In dem Stück vom 20. Feb. ist von 6 Toten die Rede und es wird von der "immense international pressure" geschwafelt "to stop the violence and allow peaceful protests to continue".


Haben die KollegInnen die strategischen Bedeutung des Kleinstaates wirlich übersehen, oder wird diese im Economist gezielt unterschlagen? Bei telepolis heißt es dazu: "Bahrain ist ein wichtiger strategischer Punkt für Washington im Mittleren Osten: es ist nicht nur ein Ölförderland, sondern der Sitz der 5. Flotte der US-Marine - einer Armada mit 92 Schiffen." Darüber hinaus wird eine Zunahme des iranischen Einflusses befürchtet, denn auf der kleinen Insel im Persischen Golf direkt vor der Arabischen Halbinsel wird eine shiitische Mehrheit von einem sunnitischen Königshaus regiert (Al Jazeera).

1 Kommentar:

  1. In Bahrain waren auch am 22. 2. 2011 wieder 100.000 Menschen auf den Beinen. Das bedeutet, dass fast 20 Prozent (!) der rund 500.000 Bahrainis demonstrieren waren. (Die andere Hälfte der dort lebenden Menschen sind GastarbeiterInnen vornehmlich aus Indien, Bangladesch, Pakistan und den Philippinen. Ob die bei den Protesten eine Rolle spielen, ist völlig unklar.)
    Einen prima Artikel über die Medienlandschaft im arabischen Raum bietet Telepolis. Besonders interessant: Die Einlassungen über die neuartige Vorgehensweise von Aljazeera im Falle Ägyptens und über die Frage, welchen Interessen auch dieser Sender dient/dienen muss.

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