100.000

Die FR meint, dass die Amerikaner aus Ruinen abziehen. Auch in der taz ist von einer "desaströsen Bilanz" die Rede. Freundlicher, geradezu euphemistisch das Hamburger Abendblatt in verfänglichem Duktus: "US-Mission im Irak bleibt unerfüllt". Nur war das, was hier wie eine schiefgegangene UN-Mission klingt in Wirklichkeit ein mittels Lügen vorbereiteter Angriffskrieg.
Erfreulich kritisch Spiegel Online: "US-Truppen überlassen den Söldnern das Feld". Mit 7.000 gibt das Magazin die Truppenstärke der Söldner in dem geschundenen Land an. Ähnlich auch die Neue Zürcher Zeitung und die Zeit. Spiegel Online sieht jetzt "die Tore zur Hölle weit offen".

Die Beseitigung von Diktaturen schafft noch keine Demokratie, hat der Tagesspiegel aus dem sieben Jahre währenden Krieg gelernt. Bei der Frankfurter Allgemeinen gibt man sich überzeugt, dass die Amerikaner im Zweistromland auch weiterhin "eine wichtige Rolle" spielen werden. Die Welt hält dagegen, dass jetzt die Iraker die Verantwortung übernehmen müssen.

Von einem "Abzug in aller Stille" schwafelt die Mittelbayrische Zeitung, während Spiegel Online und die junge welt das Medienspektakel kritisieren.

MediaWatch hatte im März über die Wette eines US-Kollegen berichtet, der seinerzeit schätzte, dass noch knapp 29.000 US-Soldaten im Irak verbleiben werden. Nun, die Schätzung war optimistisch. Laut oben erwähnten Spiegel-Bericht sind es bis Ende 2011 noch 50.000. Und ob die dann wirklich alle abziehen, darf bezweifelt werden - Focus tut das auch auch schon und auch die junge welt.

P.S.: Nur bei der taz, der Zeit und n-tv hat sich ein Hinweis auf die zivilen Opfer gefunden. Am Angebot kann es aber nicht gelegen haben. Denn Reuters hatte einen entsprechenden Infokasten im Angebot (engl.):
Danach starben 4,417 US Soldaten, 179 aus Großbritannien und 139 aus anderen Ländern.
Das Abenteuer kostete zwischen 4,900 and 6,375 irakische Soldaten das Leben.
Aber zwischen 97,362 and 106,246 Zivilisten haben ihr Leben gelassen. Die Zahlen stammen von Iraq BodyCount.