Die Duldsamkeit der Mehrheitsethnie

Haben Sie die Nachrichten in den letzten Tagen genau verfolgt? Dann wissen Sie ja auch sicherlich, in welcher Bananenrepublik sich folgender Vorfall abgespielt hat:

Gut ausgebildete Beamte machen ihren Job - so gut sie eben können, und das ist offensichtlich besser als erwartet. Das aber gefällt ihrem Chef und dessen Hintermännern ganz und gar nicht. Offensichtlich haben zumindest die (bis heute unbekannten) Hintermänner Bedenken, dass einer der fleißigen Beamten merken könnte, dass sie Steuern hinterziehen. Deshalb zwingt der Chef die Vier zu einem "Arzt" zu gehen. Der entfernt sie prompt als geistig gestört aus dem Berufsleben. Nun können die Hintermänner des Chefs wieder in aller Ruhe ihren Geschäften nachgehen.

Zumindest zunächst. Denn mittlerweile hat ein Richter dem "Arzt" eine Geldbuße auferlegt - vom Entzug der Approbation ist allerdings keine Rede obwohl der Mann die Existenzen der Beamten mit ruiniert hat. Auch gegen den Chef, der die Gutachten veranlasste wird mittlerweile ermittelt. Es ist dennoch nicht zu erwarten, dass der Fall große Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird, da die Mehrheitsethnie der Bananenrepublik für ihre Duldsamkeit bekannt ist.

Zudem hat der Chef vom Chef schon eine prima PR-Kampagne aufgelegt, um von dem Skandal abzulenken anstatt seinen Untergebenen (öffentlich) zur Rechenschaft zu ziehen. Typischer Korpsgeist der Eliten - oder auch Krähenprinzip - befinden Politologen in solchen Fällen meist. Der Chef vom Chef ist übrigens ein Präsident und auch dafür bekannt, dass er gerne mal die ethnische Karte spielt, um eine Wahl zu gewinnen (2). Denn duldsam ist die Mehrheitsethnie dieses relativ bevölkerungsreichen Landes nur gegen ihre Chefs - wesentlich weniger gegen Fremde.

Na? Sind sie von allein drauf gekommen oder mussten Sie erst die Links bemühen? Diese Story wird auf der nächsten Afrika-Reise wieder ungläubiges Staunen auslösen. Es ist jedesmal eine neue Geschichte im Gepäck. Aber bei dieser ist der Wiedererkennungseffekt garantiert.

Das musste jetzt einfach mal sein. Das passte wie A... auf Eimer. Ansonsten wird Besserung gelobt. Themen wie Korruption, Ethnizität, missbrauchte Staatlichkeit oder Straflosigkeit und vieles Andere mehr werden ab jetzt wieder in dem Kontext diskutiert, der in diesem Blog erwartet wird und angemessen ist.