Donnerstag, 3. September 2009

Togo reloaded


So einfach ist das eben doch nicht immer, sich wählen zu lassen. Nachdem die Wahlkommission in Gabun den Ali Bongo Ondimba, den Sohn des langjährigen Diktators Omar Bongo Ondimba zum Wahlsieger erklärt hatte kam es in der Hauptstadt Libreville und in Port-Gentil, der zweitgrößten Stadt des Landes zu Ausschreitungen. Ähnlich wie vor nicht allzu langer Zeit in Togo soll hier die Nachfolge eigentlich aber wohl rasch und unauffällig geklärt werden.

"Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" titelt die Neue Zürcher ganz locker und weist darauf hin, dass "selbst die zurückhaltenden Wahlbeobachter der Afrikanischen Union zweifeln", dass Ali Bongo Ondimba die Wahl fair gewonnen hat. Doch dann geht es lediglich mit Hinweisen auf die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung weiter. Auch in dem zweiten Beitrag in der NZZ wird trotz des Untertitels "Ausschreitungen mit antifranzösischer Stoßrichtung" nicht deutlich, warum die Demonstranten das "französische Konsulat anzünden" wie Focus online erschreckt meldet.

Einzig die Tatsache, dass der französische Aussenminister Kouchner mit dem Wahlsieger aber auch mit den zweit- und drittplatzierten Kandidaten telefonierte enthält einen schwachen Hinweis. Denn anschließend geruhte Kouchner der Weltöffentlichkeit mitzuteilen "die Lage werde sich beruhigen, «wie das in Gabon üblich» sei" (NZZ). es ist also davon auszugehen, dass Frankreich die Neuaufteilung der afrikansichen Anteile der Beute vermittelt hat. Dieser Dienst wird sicher nicht uneigennützig geleistet. Das Auswärtige Amt dazu:
Wirtschaftspolitisch werden französische Interessen durch die Erdölförderung, die Manganerzproduktion und den Abbau tropischer Hölzer durch alteingesessene französische Unternehmen abgesichert, flankiert von französischen Beratern in der Administration (...)
Die taz lobt die Wahl gar als "die erste wirklich pluralistische" in der Geschichte Gabuns, liefert aber auch keine Erklärung für die "massiven Proteste". Wesentlich cooler bleibt die Tagesschau des Schweitzer Fernsehens ("Gabun bleibt Bongoland") und kolportiert die Reaktionen der unterlegenen Präsidentschaftskandidaten. Die Google-Ausbeute der 36 deutschen News zu den Vorgängen hier.

"French citizens to be protected" verspricht news 24 - eine nicht unwichtige Mitteilung, denn weiter unten in Text erfahren wir, dass etwa 10.000 französische StaatsbürgerInnen in dem zentralfrikanischen Staat leben. news 24 ergänzt freundlicherweise noch:
"Many in Gabon suspect France of secretly supporting Ali Bongo, the 50-year-old son of late president Omar Bongo Ondimba".
Aljazeera weist noch darauf hin, dass die Demonstranten Hunderte Gefangene befreit haben. Abschließend meint der Sender:
Observers and financial markets have played down the risk of major instability (...) Gabon hosts oil firms including France's Total and US-based Vaalco, and is one of the few sub-Saharan countries to have launched a the international bond Eurobond. Analysts say Ali Bongo now faces the challenge of diversifying the economy to replace revenue from Gabon's dwindling oil reserves.
Konfliktstoff gibt es also genug. Hier der Vollständigkeit halber noch der Google-Link auf die englischsprachigen Meldungen.

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