"People steal meat from wild lions" textet die BBC munter vor sich hin. Was denken sich KollegInnen dabei, wenn sie derartige, eigentlich ungeheuerliche Fakten mit einer solchen Sofa-Großwildjäger-Kolonisatoren-Gemütlichkeit verbreiten?
Na klar, in Afrika ging es eben schon immer drunter und drüber - dunkel lockende Welt. Der Beitrag ist folgerichtig mit dem Bild eines majestätischen Löwen versehen. Untertitel: "Sogar große männliche Löwen müssen sich vor den Menschen vorsehen". Da kommen einem ja die Tränen.
Veröffentlicht wird diese Nachricht natürlich nicht im Zusammenhang mit einem Spendenaufruf zur Nahrungsmittelhilfe sondern konsequent unter Wissenschaft und Umwelt, Abteilung "Earthnews". Die hungrigen Menschen werden bestenfalls auf eine Stufe mit den Löwen gestellt, stehen sie doch lediglich in einer "kleptoparasitären" Beziehung zum 'König der Tiere'. Bestehlen? Haben Löwen etwa Rechte auf ihre Beute? Bisher ist in diesem Zusammenhang nur das Menschenrecht auf Nahrung verbrieft.
Als die Dörfler beim Zerteilen der vom Löwen gerissenen Antilope überrascht wurden, flüchteten diese. Ist das normal? Oder üben da vielleicht lokale Behörden doch erheblichen Druck aus? Solche Fragen sind sind keineswegs obsolet - Konflikte zwischen Schutz- und Nutzungszielen und den involvierten Gruppen(interessen) genauestens zu kennen und bearbeiten zu können, gehört zur Grundlage jedes modernen Parkmanagements. Ziel ist es eigentlich sogar, die lokale Bevölkerung in den Schutz der Natur miteinzubeziehen und ihnen neue Einkommensmöglichkeiten zu erschließen.
Denn selbstverständlich wird auch und gerade eine Löwenpopulation bei entsprechend barbarischen Lebensumständen der Anrainer trotz Schutzgebiet zügigst aussterben - was denn sonst? Wenn sich die Verantwortlichen in Nord und Süd nicht einmal dann um die örtliche Bevölkerung kümmern, obwohl diese offensichtlich verzweifelt ist, werden die Arten schneller verschwinden als ein Happen Fleisch im Rachen des Löwen.
Das brauchen die KollegInnen natürlich nicht zu wissen oder gar zu berücksichtigen. Besser wär's aber - auch und gerade für die Löwen, Gorillas, Orangs und die 17.000 anderen derzeit in ihrer Existenz bedrohten Lebensformen.
Freitag, 24. Juli 2009
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