"Tote Hilfe" heißt das Buch und nicht "Tod der Entwicklungshilfe!" wie die Financial Times Deutschland titelt. Immerhin: Nun hat die Diskussion um die angeblich so provokanten Thesen von der "afrikanischen Ökonomin" Dambisa Moyo auch die deutschsprachige Presse erreicht. Und ja, Frau Moyo kann Vorlagen für Schlagzeilen liefern. Und natürlich hat sie recht: Entwicklungshilfe dient - zumindest zu einem guten Teil - dazu, afrikanische Staaten in Abhängigkeit zu halten. Dieser Tage erst haben der BDI und Wirtschaftsminister von Guttenberg gefordert, die deutsche Entwicklungshilfe in Afrika müsse die rohstoffreichen Länder besonders in's Auge fassen, um die Energieversorgung hierzulande zu sichern. Derartige Bestrebungen gibt es seit Ende 2008, und sie sind bei Entwicklungspolitik Online gut dokumentiert (1), (2).
Aber kein ernsthafter Entwicklungspolitiker muss sich wegen dieses Buches graue Haare wachsen lassen. Denn Moyo fordert (statt Entwicklungshilfe) dass, was viele deutsche NRO seit Jahrzehnten zusätzlich zur Entwicklunghlfe verlangen: "(...) einen Mix aus mehr Direktinvestitionen, faireren Regeln für den Welthandel und Mikrokrediten", wie es in der FTD heißt.
"Fairere Regeln für den Welthandel" ... Daran, wie nonchalant die Kollegen von der FTD die Forderung kolportieren, die Moyo ihnen da in's Stammbuch schreibt, merkt man, dass sie die Autorin nicht ernst nehmen. Täten sie dies, würden sie Moyos Argumente mindestens mal mit den Schwierigkeiten in Verbindung bringen, in denen sich die Doha-WTO-Gespräche derzeit befinden.
Ihnen wäre zudem bekannt, dass die Autorin hier ein ernstes Macht- und Verteilungsproblem anspricht, auf dessen Bearbeitung die entwicklungspolitisch engagierte community in den Industrieländern seit Jahrzehnten drängt. Hier auf die Schnelle nur der Link zu einer aktuellen Kampagne.
Aber die Autorin schüttet ja nun das Kind mit dem Bade aus! Na und wenn schon: Besser schlechte Nachrichten als gar keine. Die partiellen Entwicklungserfolge, die es gegeben hat und gibt (Grundbildung z.B.) werden durch Moyos Buch nicht geschmälert. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass Afrikas Entwicklung wirklich schneller vorangehen würde als das im Moment der Fall ist, wenn man ihren - und unseren - politischen Forderungen zur Umgestaltung der internationalen Handelsbeziehungen entspräche.
Dienstag, 26. Mai 2009
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