In Madagaskar hat die Armee Oppositionsführer Andry Rajoelina als neuen Präsidenten installiert. Der erst 34-jährige Nachtclubbesitzer darf laut Verfassung erst mit 40 Jahren zum Präsidenten gewählt werden, wie die FAZ mitteilt. Damit er kandidieren kann, wird wohl eine Verfassungsänderung nötig werden, wenn in zwei Jahren wieder gewählt werden soll. Die dem Konflikt zu Grunde liegende Problematik ist am kürzesten und prägnantesten wohl von Dominic Johnson in der taz dargestellt worden.
Der interessanteste Vorgang in diesem Zusammenhang ist jedoch, dass das bei einem Putsch übliche Kritik- und Ermahnungsritual durch westliche Medien und Amtsträger fast völlig ausbleibt. Offensichtlich sieht bei einem Typ wie Rajoelina niemand seine Interesen gefährdet: Dessen erste Amtshandlung als Bürgermeister der Hauptstadt hatte darin bestanden, sich ein Monopol für sämtliche Plakatwände der Stadt zu beschaffen. Das meldet der Standard aus Wien, und es lässt Schlimmes für die Zukunft der riesigen Insel befürchten. Denn jemand mit einem solchen Politikverständnis ist bestimmt für fast jede Art von Geschäft zu haben.
Neben dem Standard ("Putsch des Establishments") und dem ORF ("Blutige Revolte durch Ex-DJ") nennt zumindest im deutschen Sprachraum kaum ein Medium den Coup beim Namen. Auch von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kam lediglich die Aufforderung, "sich um Stabilität und einen reibungslosen Demokratisierungsprozess zu bemühen".
Das enttäuscht, denn immerhin hatten die vorangegangenen Auseinandersetzungen etwa 140 Tote gefordert. Zudem hatte die südafrikanische Staatengemeinschaft (SADC) den Coup kritisiert wie die Deutsche Welle meldet. Die Aktion sei "undemokratisch" und werde von der SADC nicht toleriert werden. Die Politiker des südlichen Afrikas werden mit ihren Sorgen wohl alleine und die Insel weiter ein Unruheherd bleiben.
Mittwoch, 18. März 2009
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