Zu allem Überfluss schadet solch malthusianisches Geschwafel Organisationen wie der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, die sich bemühen zu helfen, indem Sie aufklären und Kondome verteilen. Dem Autor, Jan Dirk Herbermann, hätte es gut zu Gesicht gestanden, mal in Hannover nachzuhaken, warum Kondome in Tansania “insgesamt Mangelware” bleiben. Dann hätte er nämlich zu hören bekommen, dass
die US-amerikanische Entwicklungsagentur USAID einer der weltweit größten Familienplanungsorganisationen ihre Unterstützung entzogen [hat]. Wie USAID vor wenigen Tagen bekannt gab, wird sie mehreren afrikanischen Regierungen untersagen, aus amerikanischen Hilfsgeldern finanzierte Verhütungsmittel an die Nichtregierungsorganisation Marie Stopes International (MSI) weiterzugeben. MSI setzt sich in Entwicklungsländern für die sexuelle und reproduktive Gesundheit insbesondere von Frauen ein. Neben der Beratung von Schwangeren verteilt sie auch Kondome und Kontrazeptiva. Die Entscheidung (…) wird (…) vor allem in Ghana, Malawi, Sierra Leone, Uganda und Tansania die Versorgung mit Verhütungsmitteln dramatisch verschlechtern.Peinlich ist das für Herbermann und die Redaktion des Handelsblatts, denn in der Fachwelt ist schon seit langem bekannt, dass die USA
seit dem Amtsantritt von Präsident George W. Bush (…) einen konservativen Kurs in der Entwicklungshilfe [verfolgen]: Die so genannte Mexico-City-Policy bindet US-amerikanische Hilfsgelder an die Bedingung, dass die geförderten Organisationen keine Schwangerschaftsabbrüche durchführen, Frauen Beratung dazu anbieten oder sich für die Legalisierung von Abbrüchen einsetzen dürfen.Da hilft es auch nicht mehr viel, dass der Autor zum Schluss etwas richtig macht und den Zusammenhang zwischen Kondomen und HIV/Aids herstellt. Aber vielleicht hätte es die weiter denkenden Handelsblatt-Leser ja auch interessiert, zu erfahren, dass
jedes Jahr [in Entwicklungsländern] 76 Millionen Frauen ungewollt schwanger [werden], unter anderem weil sie nicht verhüten können. Viele von ihnen entscheiden sich für eine meist illegale Abtreibung, die bei der schlechten Gesundheitsversorgung in armen Ländern aber schlichtweg lebensgefährlich ist.Zum Vergleich: Den 76 Millionen ungewollten Schwangerschaften steht derzeit ein jährliches Wachstum der Weltbevölkerung von knapp 82 Millionen Menschen gegenüber….
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen