Mittwoch, 9. September 2009

Die Katastrophe von Kundus


Eine schöne Zusammenfassung dessen, was in der aktuellen deutschen Debatte über den Krieg in Afghanistan alles so aus dem Ruder läuft, bieten die Nachdenkseiten.

Vergessen haben die KollegInnen eine begleitende Dolchstoßlegende, die vom Bundeswehrverband verbreitet wurde. So nach dem Motto: 'Die Kritik der NATO ist eine "Retourkutsche" (2), weil bisher wir die Verbündeten immer so viel kritisiert haben'.

Und dann ist es ein fataler Irrtum, zu glauben, die Bundesregierung sei "kopflos" in den Afghanistan-Krieg gestolpert. Ex-Außenminister Joseph Fischer hat das Land systematisch an seine neue Rolle als 'Mittelmacht' herangeführt. Dieses Kind eines mit Menschenrechten verbrämten Machiavellismus vergammelt nun im Brunnen, und wir werden das so vergiftete Wasser noch auf unabsehbare Zeit trinken. Im Laufe der Jahre wird das aber vergessen werden. Es hört sich ja jetzt schon fast ganz natürlich an, wenn der amtierende Außenminister Frank Walter Steinmeier daran erinnert, dass „das Nein zu Irak und das Ja zu Afghanistan zusammengehören“. Na klar: Man kauft sich von dem einem Einsatz mit einem anderen frei - tolle Logik.

Der letzte Irrtum der Nachdenkseiten ist, zu glauben, ein Abzug der Truppen von dort (oder von irgendwo anders) sei "nicht einfach". Oh doch er ist es: Man muss es einfach tun. Und zwar möglichst, bevor einen der Gegner dazu nötigt. Denn sonst ist der "Gesichtsverlust" (2) (auch so eine Nebelkerze) so sicher wie der Morgenruf des Muezzin.

Der Wähler wird die Bundesregierung übrigens nicht dazu zwingen. Das merkt man auch daran, dass die ganze Debatte den Grünen nicht schadet. Ebenso wie die Atomkraft ist dieser Krieg in Deutschland nicht wahlentscheidend - sonst würde er nicht geführt. Vielleicht hilft die Katastrophe von Kundus aber, der Linken grad so viele Stimmen zu verschaffen, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel wieder mit der SPD koalieren 'muss'.

Wahrscheinlich der wichtigste Aspekt aus den Nachdenkseiten:
Zentrale Fragen und Antworten werden verschwiegen: Ist unser Land und unser Leben durch das militärische Engagement am Hindukusch sicherer geworden?
Die Antwort lautet eindeutig nein. Mit jeder Woche Krieg wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass es auch hierzulande zu Anschlägen kommt. Das gilt insbesondere dann, wenn noch mehr solcher schrecklicher Fehlleistungen folgen sollten.

Es ist dennoch leider nicht abzusehen, dass einer der verantwortlichen PolitikerInnen in Deutschland einmal klar benennt, welche politischen - oder auch wirtschaftlichen (!?) - Nachteile die Bundesrepublik wirklich zu bewältigen hätte, wenn der Abzug tatsächlich Weihnachten abgeschlossen wäre.

Im Übrigen kann man bei Spiegel Online schon nachlesen, wer wahrscheinlich das erste Bauernopfer werden wird.

Weitere Hinweise zur aktuellen Debatte auch in diesem Kommentar zum Blog-Eintrag "Keine wirklich neuen "Trends"".

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