Erfreulich ist, dass der Kollege Karl Rössel derzeit so viel Aufmerksamkeit für die Ausstellung "Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg" erhält. Diese wurde genau 70 Jahre nach Kriegsbeginn am 1.9.2009 in Berlin-Neukölln eröffnet.
Dass es Leute gibt, die Schwierigkeiten mit dem differenzierten und widersprüchlichen Bild haben, das bei einem solch umfassenden Ansatz der historischen Betrachtung wie dem Rössels entsteht, ist nur natürlich. Traurig ist aber, dass die Ausstellung in den Wedding umziehen musste, damit sie komlett gezeigt werden kann.
Tafeln, die zeigen dass Menschen aus der Dritten Welt mit den Nazis kollaboriert haben, wollten die Macher in Neukölln dem Publikum nicht zumuten. Oder sie glaubten, es nicht zu können, weil sie sie mit dem Opfern des Faschismus und mit den farbigen Befreiern gleichgestellt sahen. Bestimmt sind ihre Absichten sehr ehrenvoll. Doch eines sollten sie wissen: Mit der Zensur ist es wie mit Sch.... - wenn es nach Zensur riecht, wie Zensur aussieht und sich wie Zensur anfühlt, ist es auch welche.
Solche Fehlleistungen bieten immer denen eine Steilvorlage, die völlig andere Ziele verfolgen: Welt Online hat es geschafft, eine Schilderung der Auseinandersetzung um die Ausstellung zu veröffentlichen, in der
- verschwiegen wird, wer all die Fakten zusammengetragen hat und was die Ausstellung eigentlich soll.
- der Autor - und das wiegt schwerer - sich außerdem erneut an dem millionenfachen Leid der Betroffenen vergeht. Denn er schüttet Häme über den Zensur-Diskurs aus, anstatt der Opfer - und Befreier - ehrend zu gedenken.
epo.de hatte bereits vorab von der Ausstellungseröffnung berichtet.
P.S.: Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich selbst übrigens eine Buchbesprechung zum Reader 3www2 verfasst, die bei epo.de erschienen ist. Diese als Unterrichtsmaterialien konzipierte Materialsammlung bietet das Rheinische JournalistInnenbüro auch als PDF zum Download an.
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