Donnerstag, 6. August 2009

Flugzeugträger Kolumbien

Dass eine militärische Präsenz der USA in Lateinamerika nicht (mehr) durchweg erwünscht ist, müssen mittlerweile auch die Mainstream-Medien in Deutschland zur Kenntnis nehmen. Allerdings ist die Berichterstattung in deutscher Sprache - die sich am 6. August 2009 im Wesentlichen auf eine einzige dpa-Meldung stützt - auf die Kritik von Seiten der üblichen Verdächtigen konzentriert (2) (Fidel Castro, Kuba; Hugo Chavez, Venezuela und Evo Morales, Bolivien). Typisch: n-tv.

Spiegel Online erwähnt immerhin noch, dass sich der "gemäßigte" brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva "besorgt" über die Gespräche zwischen Kolumbien und den USA über die Aufstockung der US-Truppen geäußert hat. Hier erfahren wir auch, dass Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe,
derzeit bei seinen lateinamerikanischen Amtskollegen um Unterstützung für das Abkommen mit den USA [wirbt], das er mit dem Kampf gegen die Drogenkriminalität und die linksgerichteten Farc-Rebellen in seinem Land begründet. Im Zuge der Vereinbarung sollen die USA Flugzeuge in Kolumbien, dem weltweit größten Kokainproduzenten, stationieren können. Die USA hatten zuvor den Zugang zu einem Militärstützpunkt im benachbarten Ecuador verloren.
Leider lassen die Kollegen unerwähnt, warum die Amerikaner aus Ecuador rausgeflogen sind. Diesen Zusammenhang muss man bei amerika21.de nachlesen:
Ecuadors Präsident Rafael Correa, verwies darauf, dass man die US-Militärbasis im eigenen Land geschlossen habe. Nachdem im März 2008 kolumbianische Truppen auf ecuadorianischen Boden ein Camp der Guerilla-Organisation Farc bombardiert hatten, fand die Regierung des Landes Hinweise, dass die dort stationierten US-Truppen den Überfall unterstützt hatten. Mit einem Hinweis auf Kolumbien erklärte Correa gestern, man begrüße den Abzug der US-Militärs aus dem eigenen Land: "Sie sollen in eine andere Richtung verschwinden, wenn man sie dort aufnimmt."
Auch, dass Uribe in Wirklichkeit eine veritable diplomatische Offensive durch sieben Nachbarländer gestartet hat, um seine AmtskollegInnen von seinem umstrittenen Schritt zu überzeugen wird in der deutschsprachigen Presse nicht wirklich deutlich - ebesowenig wie die Tatsache, dass ranghohe US-Amerikaner ihn dabei maßgeblich unterstützen (2).

Die Interventionen scheinen zumindest teilweise erfolgreich gewesen zu sein. Wurde Ende Juli noch berichtet, auch Chiles Präsidentin Michelle Bachelet mache sich Sorgen wegen dieser Entwicklung, verlautete später, "the decisions that every country takes are sovereign and must be respected".Xinhua ist die einzige Quelle, die diesen Vorgang aufzeigt und überdies erwähnt, dass in Chile gegen Uribe demonstriert worden ist.

Zum Schluss sei noch auf den in diesem Zusammenhang nützlichen Hinweis von Reuters hingewiesen, der an "painful personal memories" von Bachelet und Lula gemahnt, "of being persecuted in the 1970s by dictatorships the United States supported".

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