Freitag, 9. Juni 2017

Fundstücke CCXLIV


Venezuela: Die hier verlinkte Al Jazeera Reportage mag nach westlichen Standards als unprofessionell gelten - sie spricht allerdings Aspekte an, die hierzulande völlig übersehen werden. Dazu gehört etwa die Frage, ob die staatliche Ölförderfirma PDVSA Joint Ventures mit privaten Unternehmen eingehen sollte.

Afrika/Infrastruktur: Telepolis schreibt summarisch über die chinesischen Eisenbahnprojekte in Afrika. Warum hat die westliche Entwicklungshilfe so etwas in den letzten 50 Jahren nicht einmal annähernd zustande gebracht?

Israel/Palästina: Amnesty International spricht sich neuerdings für einen Boykott von israelischen Waren aus, die aus den besetzten palästinensischen Gebieten stammen. Und die Boykottdiskussion hat auch die internationale Kulturszene erreicht. (Beide Meldungen MeMo.)
Dazu passt: In der Welt schreibt der berühmte Dirigent Daniel Barenboim, was Deutschland und die Deutschen tun können, um bei einer friedlichen Lösung zu helfen.
(...) Deutschland und Europa müssen das Ende der Besatzung und die Einhaltung der Grenzen von vor 1967 einfordern. Es wird eine Zwei-Staaten-Lösung gefordert – dafür muss Palästina endlich als unabhängiger Staat anerkannt werden. Es muss eine gerechte Lösung für die Flüchtlingsfrage gefunden werden. Das Rückkehrrecht der Palästinenser muss anerkannt werden, dessen Implementierung in Absprache mit Israel umgesetzt werden. Die faire Verteilung von Ressourcen und die Garantie grundsätzlicher Menschen- und Bürgerrechte der Palästinenser müssen durchgesetzt werden.
Indien: Jetzt flippen die regierenden Hindunationalisten völlig aus. Das Schlachten von Kühen, Kamelen und Büffeln ist künftig verboten (Asia Times). Das ist eine fette Lebensüge, denn der Subkontinent ist der zweitwichtigste Rindfleischexporteur der Welt (nach Brasilien). Auch die Lederindustrie dürfte heftigen Ausfällen entgegen sehen. MediaWatch glaubt, dass das religiös begründete Verbot nicht durchsetzbar ist.
Der Atomdeal mit den USA (wiki) hat scheinbar nicht die Ergebnisse gebracht, die Delhi sich erhofft hatte. Die indische Regierung strebt jetzt ein separates Abkommen zur nuklearen Zusammenarbeit mit Russland an (Hindustan Times).

Myanmar: Die ausgedehnten Wälder des südostasiatischen Landes verschwinden derzeit in hohem Tempo (Science Daily).

Landwirtschaft: Falls Bananen bald teurer werden - nicht wundern bitte (1), (2), (3), (4).

Klimawandel. Teilweise ungewöhnliche Prioritäten, um die CO2-Emissionen zu senken, werden in einer neuen Studie vorgeschlagen (Vox, hat tip Chris Blattman):

Schweiz: Der Rohstoffkonzern Glencore droht der NGO Facing Finance wegen dieser Studie (taz).

Deutschland: Einen durchaus handfesten Skandal hat amerika21 aufgegriffen. Die Deutsche Investitions- und und Entwicklungsgesellschaft hat in Brasilien ein Unternehmen gefördert, das unter zweifelhaften Umständen an Landnutzungsrechte gelangt ist und dem Bestechung von Abgeordneten vorgeworfen wird. MediaWatch befürchtet eine Zunahme derartiger Vorfälle weil das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit stark auf öffentlich-private Zusammenarbeit ("PPP") setzt.

"Wir sollten unseren amerikanischen Partnern wieder in Erinnerung rufen, wie verlässlich Deutschland bei der Bewältigung internationaler Krisen hilft." Mit welchen Argumenten unsere Eliten die Forderung abzuschmettern suchen, dass künftig zwei  Prozent des Bruttonationaleinkommens für Rüstung ausgegeben werden sollen, lässt sich gut beim IPG-Journal nachvollziehen. Der Vorschlag "die NATO als Instrument der Abschreckung und für Konflikte hoher Intensität und die EU als geeigneter Akteur bei der Stabilisierung fragiler Regionen" einzusetzen, ist freilich durch den Beitritt der NATO zur Allianz gegen den IS bereits ad absurdum geführt.

Dazu passt: Die jüngste, heftig gehypte Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Situation der transatlantischen Beziehungen ordnet MediaWatch als Wahlkampf ein. („Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei (...) wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in unsere eigene Hand nehmen.“)
Neue geostrategische Aufgabenverteilungen werden nicht in bayrischen Bierzelten verkündet. In einer solchen  Umgebung zeigt frau höchstens, wer die Hosen anhat, denn noch ist der Außenminister ein Sozialdemokrat.

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