Mittwoch, 25. Januar 2012

Eliten, die sich verweigern

Ist es Angst, die unsere Eliten dazu verführt, die Ursachen und Chancen der derzeit stattfindenden Krisen zu negieren? Ist es Panik, die dazu führt, das die Oberen Zehntausend die Menschen und ihre berechtigten Anliegen diskreditieren?

Foreign Policy in Focus (FPiF) beschäftigt sich mit mehreren neueren Risikoanalysen verschiedener Provenienz: "From Davos to Dystopia". Zunächst wird auf den Global Risks Report 2012 des Weltwirtschaftsforums verwiesen:
[It] highlights the increasing importance of marginalization as a security issue over the coming decades. It describes the “seeds of dystopia” threatening both social and political stability across the world.
Ok. Nun erwartet man eine Diskussion der politischen Möglichkeiten, der zunehmenden Marginalisierung von Milliarden Menschen Einhalt zu gebieten: Mehr Steuergerechtigkeit, solide, öffentlich finanzierte Sozialsysteme, Bildung und Gesundheit für alle, Löhne, von denen man leben kann bei menschlichen Arbeitsbedingungen u.v.m. Es könnte eine spannende Lektüre werden. Statt dessen Hilflosigkeit und/oder intellektuelle Faulheit gepaart mit Lamoyanz:
“As the world grows increasingly complex and interdependent, the capacity to manage the systems that underpin our prosperity and safety is diminishing”
Andere sind wesentlich unverblümter, und ihre Sprache verrät mehr über ihr Denken. In Global Trends 2025 des US National Intelligence Council heißt es:
“increasing interconnectedness will enable individuals to coalesce around common causes across national boundaries, creating new cohorts of the angry, downtrodden, and disenfranchised”.
Jaja, die böse interconnectedness. Dass es um Hunger Ausbeutung und grundlegende Menschenrechte geht, kommt solchen Leuten scheinbar gar nicht in den Sinn. Und wenn doch, können sie es sehr gut verbergen. Auch der Chef der britischen Streitkräfte, General Sir David Richards, widmet sich den Kohorten. Er beschreibt den Aufstand der Naxaliten in Indien als ausgestattet mit einem “sense of hopelessness and economic envy at its core”.

Eliten, die sich den drängenden weltweiten Problemen derart verweigern, werden sich nicht ewig halten können. Vielleicht ahnen sie das, und es steigert ihr Unbehagen noch. Selbst die Eierköpfe bei Foreign Policy in Focus reagieren gereizt:
If the dominant response to the risks (...) follows the formula of the last decade’s ‘war on terror’-- attempts to control insecurity through the use of high-tech military power -- then we best get used to living in a dystopian world.
Ganz zum Schluss versuchen die Leute bei FPiF natürlich, all dem doch noch eine versönliche Note abzugewinnen:
If however, global leaders and the citizens they represent can create responses that are aimed at addressing the underlying drivers of disenfranchisement and violence, then 2012 could be seen as the year that gives rise to a truly sustainable security.

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