Weil in diesen Tagen genug Stories über die "Bevölkerungsexplosion" erscheinen, beschränken wir uns hier auf die guten Nachrichten. Alle Informationen stammen aus dem neuen Bericht des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA, Kurzfassung, Pressemitteilung), dessen deutsche Ausgabe Ihr/Euer ergebener MediaWatch-Redakteur auch dieses Jahr wieder betreut hat.
Die Trends in der Weltbevölkerung über die letzten sechs Jahrzehnte hinweg geben uns reichlich Anlass zum Feiern. Insbesondere der Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung von 48 Jahren Anfang der 1950er Jahre auf rund 68 Jahre in der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts ist ein Grund zur Freude.
Die Säuglingssterblichkeit ist von 133 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten in den 1950er Jahren auf 46 pro 1000 Geburten im Zeitraum 2005 bis 2010 auf knapp ein Drittel gesunken. Und Impfkampnagen haben weltweit zu einem drastischen Rückgang vieler Kinderkrankheiten geführt.
Im selben Zeitraum ging die erwartete Kinderzahl für Frauen im Laufe ihrer gebärfähigen Jahre um über die Hälfte von 6,0 auf 2,5 zurück, vor allem wegen des verbesserten Zugangs von Frauen zu Bildung und Arbeitsmöglichkeiten sowie zu Diensten der sexuellen und reproduktiven Gesundheit - einschließlich moderner Verhütungsmethoden.
In einigen Regionen sind die Gesamtfruchtbarkeitsraten seit 1950 regelrecht eingebrochen, in Mittelamerika beispielsweise ist die Rate von damals 6,7 Kindern pro Frau auf heute 2,6 gesunken und liegt damit nur noch einen halben Prozentpunkt über dem Ersatzniveau der Bevölkerung (2,1 Kinder pro Frau). In Ostasien ist die Gesamtfruchtbarkeitsrate im selben Zeitraum von ungefähr 6 Kindern pro Frau auf heute 1,6 sogar deutlich unter die Erhaltungsrate gefallen. In einigen Regionen Afrikas dagegen ging die Gesamtfruchtbarkeit in dieser Zeit nur mäßig zurück und beträgt heute immer noch über fünf Kinder pro Frau.
Ungeachtet des weltweiten Rückgangs der Fruchtbarkeitsraten wächst die Weltbevölkerung jährlich nach wie vor um etwa 80 Millionen Menschen. Das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl Deutschlands oder Äthiopiens. Dieses Wachstum der Weltbevölkerung geht auf die hohen Geburtenraten in den 1950er und 1960er Jahren zurück. Dadurch gibt es heute viele, viele Millionen junge Menschen, die auch dann noch einige Jahrzehnte zum Bevölkerungswachstum beitragen werden, wenn sie (und ihre Kinder) nur zwei Kinder bekommen.
"Wir sind sieben Milliarden Menschen mit sieben Milliarden Möglichkeiten", freut sich Babatunde Osotimehin, der neue Exekutivdirektor von UNFPA. Mindestens sieben Milliarden Möglichkeiten, möchte man meinen.
Mittwoch, 26. Oktober 2011
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