
Wer etwas in deutscher Sprache über das ziemlich hochkarätig besetzte Treffen in Teheran an diesem Wochenende wissen möchte, erfährt, dass der brasilianische Präsident Lula hinfährt um im "Atomstreit" zu vermitteln (
G-News dt.). Zudem kann man lesen, dass der russische Präsident Medvedjev dieses Treffen für die letzte Chance Irans hält, einzulenken, bevor der UN-Sicherheitsrat Sanktionen beschließt. (
FR,
Standard). Immerhin lernt man bei FR online noch, dass auch der türkische Premierminister Erdogan in diesem Zusammenhang diplomatisch aktiv ist. Erdogan hat später allerdings abgesagt (immerhin ist die Türkei NATO-Mitglied).
Foreign Policy diskreditiert die Aktivitäten Lulas (der auf dem Weg nach Teheran in Moskau Halt machte) als Ehrenrunde ("
victory lap") und "
ego play" und erwähnt Erdogan gar nicht erst. Als Don Quichotte malt Radio Free Europe Lula: "
Tilting at windmills in Tehran".Auch von Aljazeera kommen
ähnliche, wenn auch gemäßigtere Töne. Gleichzeitig
lässt Washington (wie schon seit längerem) verlautbaren, dass die Verhandlungen über ein Sanktionsregime gegen Iran ganz prima laufen. Nur ein Kollege bei AP traut sich zu schreiben: "
US tries to blunt Iran anti-sanctions push".

Die aufrechte, in Israel erscheinende Haaretz meldet dagegen: "
Iran says three-way summit could finalize nuclear deal with West" und beschreibt die diplomatischen Bemühungen Teherans in ehrlicher Weise. Mediawatchblog ist davon überzeugt, dass nur eine solche Form von Berichterstattung die Chancen auf Frieden in der Region längerfristig bewahren hilft. Das gilt gleichermaßen für Inhalt und Sprache .
Aber kaum irgendwo steht ein Wort davon, dass es sich bei dem Treffen in Teheran um das
14. Meeting der
G15 handelt und einige weitere wichtige (auch den Westen betreffende) Disskussionspunkte auf dem Programm stehen:
Die G15 sind ein Produkt der blockfreien-Bewegung das seit 1989 besteht. Die Gruppe zählt mittlerweile 18 Staaten: Ägypten, Algerien, Argentinien, Brasilien, Chile, Indien, Indonesien, Iran, Jamaika, Kenia, Malaysia, Mexiko, Nigeria, Peru, Senegal, Sri Lanka, Venezuela, und Simbabwe. Über den Daumen gepeilt, vertreten die G15 ein Viertel der Weltbevölkerung. Traditionelle Schwerpunkte der G15 sind die Wirtschaftsförderung und die Süd-Süd Beziehungen.
Die Konferenz wird von Diplomaten aus Katar, Syrien, der Türkei und Weißrussland beobachtet. Nach dem Teheraner Gipfeltreffen wird Sri Lanka der Vorsitz der G15 von Iran übernehmen.
Erdogan war also doch da und die Verhandlungen ein Erfolg. Nun wird sich zeigen, was der Westen, was die USA wirklich wollen.
AntwortenLöschenMWB geht davon aus, dass der "Atomstreit" weiter geht. Die ARD dazu: "(...) die entscheidende Frage, ob die Islamische Republik ihr umstrittenes Atomprogramm auch militärisch nutzt, ist nach wie vor offen."