Der endgültige Übergang der Macht von dem am Donnerstag, den 6. Mai 2010 verstorbenen nigerianischen Präsident Umaru Yar' Adua auf seinen Vize Goodluck Jonathan stellt einen besonderen Vorgang in der Geschichte Nigerias dar:
Ohne Blutvergießen (denn die Massaker in Jos von Anfang des Jahres haben nichts damit zu tun) und vor allem ohne das Eingreifen des Militärs geht die Macht im instabilen und bevölkerungsreichsten Land Afrikas auf den verfassungsgemäßen Nachfolger über, der auch schon in den letzten Monaten die Amtsgeschäfte geführt hat.
Das ist ein Grund zum Feiern, denn der neue de facto Präsident hat nicht nur die "falsche" Religion (Standard) sondern gehört auch der "falschen" Volksgruppe an. Zum ersten Mal seit dem Biafra-Krieg regiert ein Easterner das westafrikanische Land.
Der (misslungene) Sezessionsversuch vor vierzig Jahren, hat die Volksgruppen im heute noch unruhigen Nigerdelta über Jahre als "vaterlandslose Gesellen" diskreditiert. Und doch war es für aus dem Norden stammenden Muslim Yar' Adua in dem komplizierten Proporzgefüge (und Wahlrecht) nötig, einen der ihren für den Wahlkampf zum "running mate" zu machen. Denn ohne die Unterstützung einer der anderen großen Volksgruppen und der jeweils anderen Religion kann weder Northerner noch Southener noch Eastener, weder Christ noch Muslim eine Wahl in Nigeria glaubwürdig gewinnen.
Solange keine blutigen Verteilungskämpfe um das Öl und andere staatliche Pfründe ausbrechen, ist dieser friedliche Übergang der Macht ein echter Glücksfall für das Land: Er beweist, dass die Verfassung funktioniert und sogar eingehalten wird. Deshalb ist der Pessimismus einiger deutscher Mainstream-Blätter (SZ, Spiegel, Übersicht G-News dt.) nicht zu teilen.
Bei aller Trauer um Yar' Adua: Wenn es friedlich bleibt, kann man Nigeria zu diesem neuen Demokratieerlebnis und weiteren Schritt in die Rechtsstaatlichkeit gratulieren und dann auch in den Geschichtsbüchern festhalten, dass Yar' Aduas Tod nicht umsonst war.
Donnerstag, 6. Mai 2010
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